Eine Frau kniet auf dem Boden und schreibt ihre Gedanken auf Ideenzettel.

"Demokratie fördern – Wie geht das?"

Akteurinnen und Akteure aus dem Bundesprogramm "Demokratie leben!" tauschten sich beim digitalen Fachaustausch "Demokratie fördern – Wie geht das?" am 1. Dezember über ihr Verständnis von Demokratieförderung und ihre praktischen Erfahrungen im Handlungsfeld aus.

Pinselstrich

Im Bundesprogramm werden vielfältige Ansätze und Methoden umgesetzt, die Menschen demokratische Werte vermitteln und ihre Partizipation an Entscheidungsprozessen stärken. Wo setzen die jeweiligen Projekte an? Welche Herausforderungen stellen sich ihnen in der täglichen Praxis? Was stärkt und verbindet ihre Arbeit? Beim Fachaustausch "Demokratie fördern – Wie geht das?" tauschten sich Akteurinnen und Akteure aus dem Handlungsfeld Demokratieförderung zu diesen und weiteren Fragen sowie zu Selbstverständnis, Ansätzen und Standards von Demokratieförderung in einem digitalen Format aus.

Verständnis von Demokratieförderung

Zur Annäherung an den Begriff der Demokratieförderung und seiner Rolle im Bundesprogramm boten zwei Impulsvorträge einen kurzen Einblick in die Begriffstheorie und die Schwerpunktsetzungen im Handlungsfeld und regten so die Teilnehmenden zur Diskussion an.

Dr. Christian Lüders, ehemaliger Abteilungsleiter des Deutschen Jugendinstituts, machte in seinem Beitrag deutlich, dass Demokratieförderung (bislang) kein Begriff für ein klar konturiertes Praxisfeld ist, sondern es sich zunächst um einen förderungspolitischen Begriff handelt, unter dem sich Projekte mit unterschiedlichen Ansätzen wiederfinden. Die Herausforderung ist es, betonte Dr. Lüders, diesen Begriff inhaltlich zu füllen und ihn zu etablierten Fachpraxen ins Verhältnis zu setzen.

Im Anschluss hatten die Teilnehmenden in Kleingruppen die Möglichkeit über das Verhältnis des Begriffs zu ihrer Arbeit und ihrem Verständnis von Demokratieförderung in der Praxis ins Gespräch zu kommen. So konnten die unterschiedlichen Projektbeteiligten sich bereits kennenlernen und einen vertrauensvollen Rahmen schaffen, um Diskussionen und Reflexion anzuregen.

Drei Ebenen der Demokratieförderung

Elisa Walter vom Deutschen Jugendinstitut stellte zudem einen Definitionsvorschlag vor, mit dem das Institut in der wissenschaftlichen Begleitung des Handlungsfelds arbeitet. Die verschiedenen Angebote, Maßnahmen und Strukturen der Demokratieförderung umfassen demnach folgende drei miteinander verschränkte Bereiche:

  • Demokratieförderung als individuelle Kompetenz- und Haltungsentwicklung,

  • Demokratieförderung als Verfahrensentwicklung,

  • Demokratieförderung als Struktursicherung und -entwicklung.

Grafic Recording zu Demokratieförderung zeigt eine Person, eine Gruppe von Menschen und ein struturelles Modell.
"Drei Ebenen der Demokratieförderung" aus der Publikation "Demokratieförderung. Begriffsverständnis und Schwerpunkte in der Praxis der Modellprojekte im Handlungsfeld Demokratieförderung" vom Deutschen Jugendinstitut e. V., Grafik: Eva Feuchter.

Workshops der Kompetenznetzwerke

Dieser Definitionsvorschlag wie auch aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und Qualitätsstandards im Handlungsfeld wurden anschließend in drei Workshops diskutiert, die von den Kompetenznetzwerken im Bereich Demokratieförderung angeboten wurden:

Neben der Vorstellung der eigenen Arbeit und einem regen Austausch mit den Teilnehmenden zeigte sich dabei auch, dass die theoretische Begriffsabgrenzung für die praktische Arbeit zum Teil zweitrangig ist. In der Praxis überschneiden die drei Entwicklungsbereiche sich zudem sehr stark. Der lebendige Austausch machte deutlich, dass die praktische Umsetzung einer andauernden Fortentwicklung unterliegt. Dieser Prozess wird beispielsweise im Kompetenznetzwerk im Themenfeld Schulische und außerschulische Bildung im Jugendalter auch sehr aktiv gestaltet. Die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung berichtete dazu in einem Workshop von der Entwicklung dynamischer Qualitätskriterien für eine reflektierte Weiterentwicklung in der Demokratieförderung.

Einblicke in die Arbeit der Modellprojekte

Der Fachaustausch ermöglichte darüber hinaus den Teilnehmenden zahlreiche praxisorientierte Einblicke, wie Kinder und Jugendliche an Partizipation und Demokratie herangeführt werden können. In halbstündigen Spotlights erhielten sie kurze Einblicke in die Arbeit von Modellprojekten aus dem Handlungsfeld Demokratieförderung. Hierbei gab es viel Raum für Fragen, Anregungen und praktische Impulse für die eigene Projektarbeit.

So berichtete beispielsweise das Modellprojekt "Debatte – Demokratiebildung an (Berufs-)Schulen: Für mehr Toleranz und Teilhabe", dass sie einen Peer-to-Peer-Ansatz zur individuellen Demokratieförderung von Kindern und Jugendlichen verfolgen. Sie arbeiten mit spielerischen, kreativen Methoden, und die Beteiligung der jungen Menschen bei der Gestaltung eines Projekttags ist ihnen wichtig. Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmen und in Entscheidungen einzubeziehen, spielt auch bei dem Modellprojekt "Demokratische Schule" eine wesentliche Rolle. Sie sehen Schule als Lernort für Demokratie. Mit dem Ansatz der partizipativen Schulentwicklung wird Schule strukturell zu einem Erfahrungsort des Mitdenkens, Mitredens und Mitentscheidens.

Der Fachaustausch "Demokratie fördern – Wie geht das?" hat so zur bewussten Auseinandersetzung mit dem Begriff Demokratieförderung angeregt und die Wahrnehmung der unterschiedlichen Aspekte von Demokratieförderung geschärft. Die Teilnehmenden erhielten einen praxisorientierten Überblick der im Handlungsfeld entwickelten Ansätze und Methoden und durch den kollegialen Austausch wurden Synergien der unterschiedlichen Projektansätze sichtbar und Kooperationen angeregt.


Veröffentlicht im Dezember 2022

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