Innenhof der Gedenkstätte

Linken Extremismus überzeugend kontern

Die Argumentationshilfe der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen thematisiert die Gefahren, die von linkem Extremismus ausgehen. Sie unterstützt dabei, diese im eigenen Umfeld zu erkennen und dem Extremismus argumentativ entgegenzutreten.

Pinselstrich

"161", "System Change", "Hasta la victoria siempre!" – Solche oder ähnliche Slogans und Parolen begegnen einigen mitunter im Alltag. Oftmals ist nicht auf Anhieb ersichtlich, dass es sich hierbei um Codes aus dem linksextremistischen Spektrum handelt. Durch Gewaltaufrufe und die Verwendung bestimmter ideologischer Elemente aus der Szene wird die Bedrohung der Demokratie durch den linken Extremismus deutlich. Diesem Extremismus im eigenen Umfeld argumentativ zu begegnen, ist nicht immer leicht und oft überfordernd.

Aktuelle Formen des linken Extremismus

Die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen in der ehemaligen zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR unterstützt im Umgang mit linkem Extremismus und setzt sich seit Jahren nicht nur mit dem historischen Kommunismus, sondern auch mit aktuellen Formen des linken Extremismus auseinander. Sie verfolgt mit ihrer Aufklärungsarbeit das Ziel, ein breites gesellschaftliches Bewusstsein für die existierenden Gefahren zu schaffen, die von linken Extremistinnen und Extremisten ausgehen und sich in bestimmten ideologischen Narrativen, Selbstdarstellungen sowie Gewaltaufrufen ausdrücken.

Mit der Argumentationshilfe des Modellprojekts "Linken Extremismus überzeugend kontern können – Schulung im Umgang mit gefährdeten Jugendlichen" ermöglicht die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen den Personen aus dem sozialen Umfeld von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit linksextremistischen Einstellungen, sich erste Kenntnisse über die Thematik anzueignen und Zusammenhänge bewusst zu machen. Gleichzeitig unterstützt sie im demokratischen Umgang mit linksextremistischen Slogans, Parolen und Mythen und hilft, diesen argumentativ zu begegnen.

Argumentationshilfe

Die Handreichung wird durch das Projekt abgegeben.

Schriftgrafik: Argumentationshilfe für einen demokratischen Umgang mit linksextremistischen Slogans, Parolen und Mythen; Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Innenhof der Gedenkstätte
Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, Bild: Steffen Schmitz (Carschten) / Wikimedia Commons / CC BY-SA 3.0 DE

Dr. Andreas Neumann, Mitarbeiter des Modellprojekts, berichtet: "Die Argumentationshilfe wurde verfasst, um Personen aus dem Sozialraum von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen mit den gängigen Codes, Narrativen und Welterklärungen bestimmter Bereiche in der radikalen beziehungsweise extremistischen Linken vertraut zu machen, damit sie diese überhaupt wahrnehmen, um dann in einem zweiten Schritt darüber ins Gespräch zu kommen."

Dafür listet die Handreichung einige in der linken Szene besonders häufig vorkommende Slogans, Codes und Parolen auf, geht auf deren Verwendung und Sinnhaftigkeit innerhalb des linksextremistischen Milieus ein und erläutert den gesellschaftspolitischen und historischen Kontext, in den sie eingebettet sind. "Zudem bietet sie erste Argumente, mit denen bestimmte Narrative entkräftet beziehungsweise widerlegt werden können", ergänzt Dr. Neumann. Dargelegte und beispielhafte Gegenargumente und Nachfragen liefern den Lesenden Denkanstöße für die mögliche Diskussion und können Gesprächspartner und -partnerinnen zum Nach- beziehungsweise Umdenken anregen.

Empfehlungen zur positiven Gesprächsführung

Für eine offene, von Respekt und Rücksicht geprägte Diskussions- und Argumentationsgrundlage empfiehlt die Handreichung, dem Gegenüber stets Respekt, Offenheit und Neugier entgegenzubringen. Zuhören und kurz zusammenfassen, was im Gespräch angekommen ist, hilft, zu überprüfen, ob verstanden wurde, was dem Gesprächsbeteiligten wichtig ist. Der eigene Standpunkt sollte jedoch klar gemacht und begründet werden. Anstatt zu belehren, wird empfohlen, Konsequenzen und Widersprüche deutlich zu machen und bei Grenzüberschreitungen eine klare Haltung zu zeigen.

Argumentationsworkshops

Das Modellprojekt bietet neben der Handreichung auch kostenlose Argumentationstrainings zum Umgang mit linkem Extremismus an. Diese unterstützen alle, die beruflich oder ehrenamtlich in der Jugendarbeit tätig sind, antidemokratische und linksextremistische Einstellungen besser zu erkennen und ihnen entgegenzutreten. Insbesondere für unter 27-jährige Aktive aus der Jugend- und Bildungsarbeit wird jedes Jahr die Jugendbildungswoche der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen angeboten. In den fünf Veranstaltungstagen erhalten die Teilnehmenden unter anderem Einblicke in Handlungsfelder und Kontroversen rund um das Phänomen "Linker Extremismus in Geschichte und Gegenwart", eine Kiez-Exkursion an Brennpunkte linker Militanz sowie Diskussionsrunden mit Expertinnen und Experten aus Politik und Gesellschaft.

Im Bereich der politischen sowie historisch-politischen Bildung bietet das Modellprojekt auch Seminare und Projekttage an, die sich in den Schulunterricht integrieren lassen. Sie bestehen aus einem Grundlagenseminar, in dem geklärt wird, was linker Extremismus ist, mehreren Vertiefungseinheiten und einer Führung durch die Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen.


Veröffentlicht im Februar 2024