Eine Person fotografiert den gesprayten Schriftzug "Chaos Camp", Bild: "Einmal Brainwash und zurück – Verschwörungsmythen erleben"

Fake oder Fakt? Eine Erlebniswelt bietet vielfältige Zugänge

Das Modellprojekt "Einmal Brainwash und zurück – Verschwörungsmythen erleben" bietet vielfältige Methoden für den Bildungsbereich an, um junge Menschen gegen Verschwörungsmythen zu stärken.

Pinselstrich

Verschwörungsmythen bieten simple Antworten auf komplexe Phänomene und konstruieren gleichzeitig Feindbilder, die sich schnell online verbreiten und somit eine große Reichweite haben können. Dies stellt eine Gefahr für unsere Demokratie dar.

Im Modellprojekt "Einmal Brainwash und zurück – Verschwörungsmythen erleben" beschäftigen sich die Teilnehmenden mit den Fragen, wieso Verschwörungsideen so attraktiv sind, welche Gefahren sie bergen und ob man überhaupt ohne sie auskommt. Durch verschiedene Zugänge können sie ihr Bewusstsein für Verschwörungsmythen schärfen. Das Projektteam hat dazu eine reale und virtuelle Erlebniswelt entwickelt, um Verschwörungsmythen erfahrbar zu machen. Das Projekt richtet sich damit an Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im süddeutschen Raum und möchte sie sowohl zur Auseinandersetzung mit Verschwörungsmythen, Antisemitismus, Rassismus und Fake News als auch zum kritischen Medienumgang anregen.

Digitale Erlebniswelt

Was ist Fake und was ist Fakt? Wie leicht sind wir manipulierbar? In einem Virtual Reality Spiel tauchen die Nutzerinnen und Nutzer mit einer VR-Brille in die Welt der Verschwörungsmythen und Online-Blasen ein. "Die Spielenden finden sich in einem Setting wieder, das an ihrer Lebenswelt orientiert ist. Es geht nicht vorrangig um Verschwörungserzählungen, sondern eher um Mediennutzung, Manipulation und die zunehmende Schwierigkeit Fakten und Fakes voneinander zu unterscheiden", berichtet Projektmitarbeiterin Tosca Siebler. Das Spiel arbeitet mit fiktiven Verschwörungsmythen und zielt darauf ab, Partizipation und Empowerment bei den Nutzenden zu fördern. Virtual Reality bietet mitunter dafür einen einfachen Zugang zu komplexen Themen und ist daher im Bildungsbereich zunehmend ein wichtiges Thema.

Zwei Personen nutzen die VR-Brille.
Das VR-Spiel wurde auf der Learntec in Karlsruhe mit dem Delina Award 2023 ausgezeichnet. Bild: "Einmal Brainwash und zurück – Verschwörungsmythen erleben"

Künstlerisch-kreative Erlebniswelt

Gute Erfahrungen haben Tosca Siebler und ihr Team auch mit einem theaterpädagogischen Angebot gemacht, das sie je nach Gruppe und Interesse anpassen können. Das Theaterstück "Sofies MIND*TRUCK – ImBiss der Wahrheit" zeigt den mächtigen Sog von Verschwörungsmythen und greift dabei mit theaterpädagogischen Mitteln sowohl Themen wie Komplexität und Vielfalt als auch Diskriminierung und Marginalisierungserfahrungen auf. Begleitend zum Theaterstück stellen die Projektmitarbeitenden Material zur Vor- und Nachbereitung zur Verfügung, mit dem die Inhalte über das Theaterstück hinaus bearbeitet werden können.

Drei Personen befinden sich in einem Imbisswagen vor einem Publikum.
Theaterstück "Sofies MIND*TRUCK – ImBiss der Wahrheit" von LOKSTOFF! Theater im öffentlichen Raum, Bild: Modellprojekt "Einmal Brainwash und zurück – Verschwörungsmythen erleben"

Bei einer anderen künstlerisch-kreativen Projektmaßnahme lösen die Teilnehmenden in einem Verschwörungskrimi, angeleitet durch die Projektmitarbeitenden, gemeinsam das Rätsel um den Tod des Katers Lucifer und klären die Frage, wer diesen vergiftet hat. Wie bei einem Krimidinner übernehmen die Teilnehmenden jeweils eine Rolle in der Geschichte, versuchen, die Hinweise zu deuten und so den Fall zu lösen. "Unser Verschwörungskrimi vermittelt auf sehr einfache Weise, wie stereotypes Denken und die zwanghafte Suche nach einem Schuldigen zu Abwertung und Ausgrenzung führen kann. Und das alles mit der nötigen Portion Spaß, sodass die Jugendlichen emotional möglichst offen dafür sein können, diese schweren Themen zu reflektieren", betont Projektleiterin Julia Heim.

Weitere Zugänge

Weitere besondere Projektergebnisse neben der eigenen Ausbildungsreihe "How to Bildungsarbeit I–III" sind das Magazin "Chaos Issue No. 1", das über Verschwörungsmythen aufklärt und kostenlos beim Projekt bestellt werden kann, und das Chaos Camp – ein Vernetzungstreffen im Oktober 2023, bilanziert Tosca Siebler. Das Projektteam sieht, dass die kreativen und digitalen Zugänge im Bildungsbereich von den Jugendlichen gut angenommen werden. Komplexe Themen können ihnen so zugänglich gemacht werden und stärken sie gleichzeitig gegen Verschwörungsmythen.


Veröffentlicht im Dezember 2023

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