Hinterköpfe sitzender Schüler und Schülerinnen

Umgang mit rassistischen und islamistischen Anschlägen in Unterricht und Schule

Broschüre gibt Anregungen für Unterrichtsgestaltung und Schulalltag

Pinselstrich

Schulen sind Orte, an denen Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Weltanschauungen, Herkunft und Lebensformen zusammenkommen. Die Frage, wie im Klassenzimmer mit rassistischen oder islamistischen Anschlägen umgegangen werden soll, stellt Lehrkräfte und Schulleitungen deshalb mitunter vor große Herausforderungen. Dies zeigte sich beispielsweise nach den rassistisch beziehungsweise antisemitisch motivierten Anschlägen von Hanau und Halle oder dem islamistisch motivierten Mord am französischen Geschichtslehrer Samuel Paty.

Die Broschüre "Islamistische und rassistische Anschläge – ein Thema für Unterricht und Schule" von Ufuq e. V. beleuchtet diese Herausforderungen, berichtet aus der pädagogischen Praxis und gibt Anregungen für die Unterrichtsgestaltung und den Schulalltag. 14 Beiträge auf knapp 80 Seiten widmen sich hierbei unter anderem Themen wie dem Umgang mit dem Bilderverbot und der Prophetendarstellung im Islam, Gewaltdarstellungen in sozialen Medien oder der Bearbeitung von Satire und Karikaturen im Unterricht. Aber auch die Fragen, wie Lehrkräfte sensibel mit persönlichen Rassismus- und Diskriminierungserfahrungen umgehen können und wie ein inklusives Wir-Gefühl an den Schulen gestärkt werden kann, kommen zur Sprache.

Perspektiven der Jugendlichen anerkennen und Kontroversen zulassen

Lehrkräfte machen teilweise die Erfahrung, dass einige Schülerinnen und Schüler sich nicht an Schweigeminuten oder anderen Formen des Gedenkens an die Opfer von Anschlägen beteiligen wollen. Wie kann damit umgegangen werden? Die Broschüre verdeutlicht, dass verschiedene Gründe hinter einer solchen Abwehrhaltung stecken können.

So empfinden insbesondere Schülerinnen und Schüler, die selbst von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind, oftmals ein Missverhältnis im Umgang mit rassistisch motivierten und islamistisch motivierten Anschlägen – sowohl in der Schule als auch im generellen öffentlichen Diskurs. Betroffene berichten etwa, dass der Terrorakt von Hanau im Unterricht gar nicht thematisiert worden sei, während für den ermordeten französischen Geschichtslehrer Samuel Paty Schweigeminuten abgehalten worden seien. Diese Ungleichbehandlung werde als ungerecht wahrgenommen und verstärke das Gefühl der Diskriminierung und Ausgeschlossenheit.

Demonstrierende halten Schilder mit schwarzweißen Gesichtern hoch
Kundgebung am 19. August 2020 in Hanau, Bild: Leonhard Lenz, CC0, via Wikimedia Commons, Ausschnitt aus dem Original

Die Autorinnen und Autoren sprechen sich dafür aus, die Perspektiven der Schülerinnen und Schüler ernst zu nehmen und unterschiedlich empfundene Betroffenheit anzuerkennen. Kontroversen seien Teil des demokratischen Zusammenlebens, und die Schule biete einen wichtigen Raum, den Umgang mit Konflikten als selbstverständlichen Teil demokratischer Aushandlungsprozesse einzuüben. Aufgabe der Lehrerkräfte sei es, Diskurskompetenzen der Schülerinnen und Schüler zu stärken und ihnen dadurch die Teilhabe an Aushandlungsprozessen zu ermöglichen.

Praktische Tipps und Lernmaterialien

Die Broschüre schildert Erfahrungen aus der pädagogischen Praxis, vermittelt Wissen und gibt Anregungen für die Unterrichtsgestaltung sowie die Gestaltung des Schullalltags. Die Beiträge werden durch Verweise auf praxisrelevante Literatur, Lernmaterialien und Websites mit weiteren hilfreichen Informationen ergänzt.


Veröffentlicht im April 2022

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