Vier Menschen sitzen um eine Decke mit bunten Kärtchen und tauschen sich darüber aus.

Transnational und communityübergreifend

Das Modellprojekt "open mind – Transnational und communityübergreifend gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit" geht mit unterschiedlichen migrantischen Communitys zu ihren Perspektiven von antimuslimischem Rassismus in den Austausch und arbeitet dazu präventiv in länderübergreifenden Netzwerken.

Pinselstrich

Islam- und Muslimfeindlichkeit ist nicht nur ein nationales, sondern auch ein internationales Phänomen: In fast jedem Land gibt es antimuslimischen Rassismus, der in seiner jeweiligen Ausprägung muslimisch gelesene Menschen diskriminiert und ausgrenzt. An Orten, an denen Menschen aus verschiedenen Nationen zusammenleben, wie zum Beispiel in Berlin, verflechten sich auch die verschiedenen Formen des antimuslimischen Rassismus und machen diesen vielschichtiger.

Antimuslimischer Rassismus ist also nicht nur in der Mehrheitsgesellschaft, sondern auch in Migration- und Minderheit-Communitys präsent. Ausgehend davon möchte das Modellprojekt "open mind – Transnational und communityübergreifend gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit" für diese Vielschichtigkeit von antimuslimischem Rassismus sensibilisieren und betrachtet seine Bekämpfung als transnationales Anliegen. "Antimuslimischer Rassismus zeigt sich in heterogenen Formen, Ausdrucksweisen und Narrativen. Diese sind durch verschiedene Faktoren wie Sprache, Religion, Geschichte und politische Haltungen und Überzeugungen geprägt", sagt Tanja Berg von "open mind".

Perspektiven unterschiedlicher Communitys

Deshalb ist es für die Migrant*innenselbstorganisation (MSO) aus Berlin wichtig, Diskurse und Probleme aus nicht-muslimisch geprägten Communitys in den Blick zu nehmen. Hauptzielgruppe von "open mind" sind junge Menschen mit Migrationserfahrungen zwischen 18 und 25 Jahren, unter anderem aus russischen, polnischen, italienischen, französischen, spanischen, serbischen, kroatischen oder griechischen Kontexten. Um diese Jugendlichen zu erreichen, arbeitet die Organisation mit anderen MSO, Jugendverbänden und Jugendorganisationen zusammen und nutzt verschiedene Formate wie Social-Media-Kampagnen, künstlerische Workshops, Vorträge oder partizipative Forschungsprojekte.

Besonders anschaulich ist dies im Filmworkshop "My rules, my roots, my worlds" gelungen, den "open mind" in Zusammenarbeit mit dem polnischen Sozialrat im Rahmen einer Sommer-Filmakademie anbieten konnten. Daraus sind verschiedene Kurzfilme entstanden, in welchen die Teilnehmenden aus muslimischen und nicht-muslimischen Communitys zu Rechtspopulismus und antimuslimischem Rassismus diskutieren. Im Fokus der Filme stehen Ausgrenzungserfahrungen, gesellschaftliche Teilhabe und Wünsche, die die Teilnehmenden an die Gesellschaft haben. So stärkt das Projekt die gesellschaftliche Teilhabe von Zugewanderten und Minderheiten und empowert gleichzeitig Menschen, die von Islam- und Muslimfeindlichkeit betroffen sind.

Transnationale Präventionsarbeit

"Die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichen Organisationen sowohl in Berlin als auch transnational hat uns in den letzten Jahren gezeigt, dass wir antimuslimischem Rassismus in unserer diversen Gesellschaft auch nur mit einem vielfältigen Ansatz angemessen begegnen können. Wir brauchen mehr Projekte, welche die verschiedenen Expertisen und Perspektiven berücksichtigen und das Problem ganzheitlicher sehen", sagt Tanja Berg.

Durch transnationale Facharbeitsgruppen und Tagungen vernetzt "open mind" Akteurinnen und Akteure aus verschiedenen Ländern zu dem Thema, tauscht sich fachlich aus und entwickelt neue Methoden. Bei dieser Netzwerkarbeit geht es vorrangig um einen Austausch von Erfahrungen und Wissen, um gemeinsam neue Handlungsräume und -möglichkeiten gegen antimuslimischen Rassismus zu erkunden.

Das Projekt plant für dieses Jahr eine ganze Reihe von Veranstaltungen. Zum einen wird eine Vortragsreihe fortgeführt, die bereits mit einer Lesung von Fikri Anil Altintas zu den Lebensrealitäten von queeren Muslim*innen startete. Zum anderen finden jugendkulturelle Workshops und Vernetzungstreffen mit den Berliner Bezirken statt. Außerdem wird eine Publikation entstehen, die sich aus der transnationalen Netzwerkarbeit ergeben hat. Gleichzeitig ist "open mind" im CLAIM-Netzwerk eingebunden und beteiligt sich jedes Jahr an der Aktionswoche gegen antimuslimischen Rassismus.


Veröffentlicht im August 2023