Drei Menschen stehen in der Dämmerung vor der noch unfertigen Graffiti-Wand

"Es sieht aus wie eine Narbe" – Vandalismus entgegentreten

Eine zerstörte Graffiti-Wand, zerrissene Flyer, digitale Angriffe – ein Friedensfestival in Baden-Württemberg sorgt für Aufregung. Davon hat sich das Veranstaltungsteam aber nicht abschrecken lassen, denn die Hilfsbereitschaft ist bis heute groß.

Pinselstrich

Die Aktionen der Partnerschaften für Demokratie sind bunt, sie regen zum Nachdenken an oder setzen ein Zeichen für Solidarität. Sie bringen aber vor allem Menschen zusammen, so auch das "Peace 4 Ukraine Festival" im Herbst 2022 in Backnang. Allerdings kam es beim Kooperationsprojekt der Partnerschaft für Demokratie Gemeinden Weissach im Tal, Allmersbach im Tal, Auenwald und Althütte und der Partnerschaft für Demokratie Rems-Murr zu Problemen mit Vandalismus.

Es gab eine Reihe von Vorfällen, darunter eine zerstörte Graffiti-Wand, Hackerangriffe auf die Website, heruntergerissene Festival-Plakate, umgestoßene Blumentöpfe und zerrissene Festival-Flyer. Im Interview spricht das Veranstaltungsteam über den Vandalismus, aber auch über die große Hilfsbereitschaft.

Wie beinflussten die Vorfälle die Partnerschaften für Demokratie?
Die Vorkommnisse hatten keinen direkten Einfluss auf unsere weitere Arbeit. Im Gegenteil: wir waren bestärkt darin, unsere Arbeit innerhalb der Partnerschaften für Demokratie sichtbar weiterzuführen. Denn eins wussten wir nun: gesehen wird unsere Arbeit auf jeden Fall. Oft ist man sich der öffentlichen Wahrnehmung nicht vollends bewusst, aber das Festival hat scheinbar eine breite Masse von Menschen erreicht. Und der positive Zuspruch überwog die kritischen Stimmen bei weitem – und das freut uns bis heute.

"Die Ränder zu den rausgebrochenen Teilen haben wir mit Tackernadeln verbunden. Es ist Absicht, dass man die sieht. Es sieht aus wie eine Narbe."

Zitat der Jugendlichen zur Graffiti-Wand

Wie haben die Jugendlichen auf die zerstörte Graffiti-Wand reagiert?
Es hat sich schnell eine Gruppe von Jugendlichen gefunden, der es ein großes Anliegen war, die Wand wiederaufzubauen. Uns als Projektteam hat diese Bereitschaft und der Tatendrang sehr positiv beeindruckt. Auch wenn es Menschen gibt, die mit ihrem Vandalismus für großen Ärger sorgen, so ist es die Gegenreaktion, die positiven Impulse von Menschen, die Statements für ein friedliches Miteinander setzen wollen, die im Gedächtnis bleiben.

Die Jugendgruppe hat mit einem Künstler die Wand also in leicht modifizierter Form wiederaufgebaut, aber leider: nur damit sie kurze Zeit danach ein zweites Mal zerstört wird. Aber auch an dieser Stelle geben wir nicht auf. Die Wand ist derzeit eingelagert und wird in einer kommenden Aktion in kleine Einzelbilder zerlegt und gerahmt. Was mit den Bildern geschieht, da sind wir derzeit noch am Überlegen. Entweder werden sie an Festival-Helferinnen und Helfer verschenkt oder für die Ukraine-Hilfe versteigert.

Haben Sie sich Unterstützung geholt, zum Beispiel um erneute Hackerangriffe abzuwenden?
Nein, unsere IT hatte alles gut im Griff, wir sahen keine Notwendigkeit. Auch bei den anderen Vorkommnissen konnten wir innerhalb unserer bestehenden Strukturen und Netzwerke agieren und ohne externe Unterstützung weiterarbeiten.

Welche Erfahrungen möchten Sie gern teilen?
Die Unterstützung, die uns im Rahmen des Festivals zuteilwurde, war überwältigend. Es waren Vereine, Ehrenamt, Hauptamt, Jugendliche, Seniorinnen und Senioren, Kirchen, geflüchtete Menschen und Menschen mit Behinderung sowohl an Planung als auch an Durchführung beteiligt. Für uns alle war es ein einmaliges Erlebnis, das uns hat spüren lassen, was Menschen gemeinsam in kürzester Zeit auf die Beine stellen können, wenn sie ein gemeinsames Ziel vor Augen haben. Diese Erfahrung möchten wir nicht missen – trotz Gegenreaktionen.

Wie geht es weiter?
Sport, Musik, Kunst, Geschichte, Umwelt und Ökologie, Hilfsdienste, die Vereinslandschaft ist ebenso vielfältig wie groß – auch im Weissacher Tal und Althütte. Dabei sind Vereine mehr als Orte, um sich die Zeit zu vertreiben. Zwischen den konkreten Möglichkeiten und offensichtlichen Aktionen liegt ihr eigentlicher Wert: Vereine ermöglichen Begegnungen und erzeugen ein Miteinander. Wir haben als Partnerschaft für Demokratie im Weissacher Tal und Althütte die Vereinsoffensive "Für älle ebbes" gestartet, um Vereine sichtbar zu machen, sie für ihr Miteinander zu würdigen und ehrenamtliches Engagement zu fördern.


Veröffentlicht im Juni 2023