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Demokratiebildung im digitalen Zeitalter

Demokratische Teilhabe im digitalen Raum kann gelernt werden. Das Modellprojekt "#future_fabric" schafft dazu Bildungsangebote für Jugendliche und Fachkräfte.

Pinselstrich

Digitale Technologien bieten im Hinblick auf gesellschaftliche Beteiligungsprozesse ein großes Potenzial, es gehen damit aber auch Herausforderungen für die Demokratie einher. In diesem Spannungsfeld bietet das Modellprojekt "#future_fabric: demokratie.digital.denken" vom ServiceBureau Jugendinformation aus Bremen Jugendlichen und Fachkräften der Jugendarbeit vielfältige partizipative Bildungsangebote an. Die Themen reichen dabei von Desinformation und Hass im Netz bis hin zu digitaler Jugendbeteiligung, künstlicher Intelligenz und Privatsphäre im Internet.

In den interaktiven Workshops nähern sich die Teilnehmenden diesen und weiteren Themen und können auch ihre eigenen Ideen einbringen. "Wir begreifen junge Menschen als die Expertinnen und Experten für ihre (digitale) Lebenswelt. Durch diese Grundeinstellung denken wir schon bei der Konzepterstellung die Partizipation unserer Zielgruppe mit", sagt Barbara Westhof, Mitarbeiterin im Projekt "#future_fabric". "Wir möchten gemeinsam mit ihnen an Themen arbeiten, die für sie und ihren täglichen Umgang mit Medien in einer Demokratie eine wichtige Rolle spielen."

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Informations- und Medienkompetenz als Schlüssel

Ein Schwerpunkt liegt auf dem Thema Desinformation: "Welchen Quellen im Internet kann ich vertrauen? Woran erkenne ich manipulierte Bilder? Warum werden falsche Informationen systematisch verbreitet? Und was kann ich konkret tun, wenn ich auf Fakes im Internet stoße? Im digitalen Zeitalter verbreiten sich Informationen rasend schnell. Es ist daher unabdingbar, junge Menschen beim Erwerb von Medien- und Informationskompetenzen zu begleiten", so Barbara Westhof.

Jugendliche lernen in digitalen Welten

Im Workshop "Action! Demokratie digital verteidigen" lernen Jugendliche spielerisch Desinformationen, Hatespeech und Verschwörungserzählungen kennen und probieren aus, was sie dagegen im Netz unternehmen können. Dazu gehören "Fact-Checking", also die Überprüfung, ob eine Aussage auf recherchierbaren Fakten beruht, oder auch "Counterspeech", das heißt Möglichkeiten der Gegenrede, wenn man auf Hass im Netz stößt. Junge Leute können so besser auf Hass und Desinformation reagieren und sich aktiv in gesellschaftliche Diskussionen einbringen.

Neben dieser Wissensvermittlung sollen auch medienpraktische Zugänge geschaffen werden. Der Workshop "Zukunftswerkstatt mit Augmented und Virtual Reality" etwa setzt sich kreativ mit der Frage auseinander, wie unsere Welt in 35 Jahren aussehen könnte, in was für einer Gesellschaft wir leben wollen und wie wir selbst darauf Einfluss nehmen können. Mit modernen digitalen Techniken können die Teilnehmenden dann beispielsweise eine Stadttour mit 360°-Fotos erarbeiten. Die ein- bis dreitägigen Workshops werden je nach Nachfrage digital, analog oder hybrid durchgeführt und ermöglichen einen guten Einstieg in komplexe Themen.

"Aus dem Wunsch heraus, mit einer festen Gruppe über einen längeren Zeitraum zu einem Thema zu arbeiten und inhaltlich tiefer einzusteigen, ist die Idee zu der Wanderausstellung 'Macht Medien!' entstanden, die wir zusammen mit Jugendlichen für Jugendliche entwickelt haben", berichtet Barbara Westhof. Besucherinnen und Besucher der Ausstellung können sich an sechs interaktiven Stationen darüber informieren, wie Menschen sich eine Meinung bilden oder wie sie sich vor Falschinformationen und anderen Manipulationen im Netz schützen können. Sie erfahren außerdem, welche Rolle die Pressefreiheit für die Demokratie spielt und was guten Journalismus ausmacht. Die Wanderausstellung wurde seit ihrer Eröffnung bereits in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen in Bremen gezeigt und kann auch weiterhin gebucht werden.

Angebote für Fachkräfte der Jugendarbeit

Auch Fachkräfte und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren der Jugendarbeit können sich über Erfahrungen und Wissen aus den Workshops informieren und darüber mit "#future_fabric" in Austausch treten. Es werden außerdem regelmäßig Fortbildungen und Fachtage angeboten.

Zuletzt stand bei dem Fachtag "Gamechanger" die Rolle von digitalen Spielen in der bildungspolitischen Arbeit im Mittelpunkt, der nächste Fachtag findet unter dem Titel "Was geht [noch]? Digitale Medien in der Klimakrise" statt. Dort werden sich die Teilnehmenden damit beschäftigen, wie digitale Medien die Menschen im Hinblick auf notwendige Veränderungsprozesse unterstützen können und wie Mediennutzung nachhaltiger werden kann.

Denkimpulse für die Mediennutzung setzen

Die positiven Rückmeldungen auf die Angebote zeigen, dass die aufgegriffenen Themen für die Lebenswelten von jungen Menschen und Fachkräften eine hohe Relevanz haben und neue Denkimpulse setzen können. "Wenn nach einem Seminar ein Jugendlicher beim nächsten Mal eine Nachricht nicht direkt weiterleitet, sondern kurz innehält und sich fragt: 'Stimmt das wirklich, was da behauptet wird?', dann ist das für uns ein großer Erfolg", so Barbara Westhof.

Auf den bisher erreichten Ergebnissen baut "#future_fabric" weiter auf. 2024 findet ein großer Abschluss-Fachtag statt, bei dem das Team zusammen mit Fachkräften und Referentinnen und Referenten Ergebnisse zusammenträgt und Strategien für die Fortführung ihrer Arbeit entwickelt. Auch die Wanderausstellung wird weiter auf Reisen gehen und es sind neue Workshops zu den Themen künstliche Intelligenz und Programmieren geplant. Somit stehen jungen Menschen auch im nächsten Jahr viele Möglichkeiten offen, ihr Wissen zu erweitern, um sich selbstbestimmt im Netz bewegen und für demokratische Werte einstehen zu können.


Veröffentlicht im Oktober 2023

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