Einblicke in die Arbeit des Beirats UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft 2015-2024

Schriftgrafik: Koordinierungsstelle. UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft
Logo der Koordinierungsstelle

Menschen afrikanischer Herkunft sind von alltäglicher Diskriminierung, strukturellem Rassismus, und mangelnder Sichtbarkeit betroffen. Deshalb haben die Vereinten Nationen (UN) zwischen 2015 und 2024 die erste UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft unter dem Leitmotiv "Anerkennung – Gerechtigkeit – Entwicklung" ausgerufen. Die Mitgliedstaaten wurden damit aufgefordert, einen Beitrag zur Stärkung und Verwirklichung wirtschaftlicher, sozialer, kultureller und politischer Rechte von Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Menschen und deren gesellschaftlicher Teilhabe zu leisten.

Auftakt der ersten UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft

Auch in Deutschland wurde dieser Impuls aufgenommen. Den Auftakt zur Dekade bildete eine 2016 durchgeführte Veranstaltung in Zusammenarbeit von Schwarzen, afrikanischen und afrodiasporischen Communitys mit der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und Engagement Global. Mit dem Kabinettausschuss zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Rassismus verpflichtete sich die Bundesregierung schließlich im Herbst 2020 zur Einrichtung einer Koordinierungsstelle für die Umsetzung der Dekade in Deutschland. Das Bundesfamilienministerium hat hierzu gemeinsam mit dem Bundesinnenministerium und der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration zugleich Beauftragte der Bundesregierung für Antirassismus am 25. Februar 2022 einen Beirat und eine Geschäftsstelle eingesetzt. Der Beirat setzte sich mit Personen aus Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Bundesressorts sowie der Bundeszentrale für politische Bildung, dem Landes-Demokratiezentrum Schleswig-Holstein als Vertretung der Länder, der Antidiskriminierungsstelle des Bundes und dem Deutschen Institut für Menschenrechte zusammen. Bei der Umsetzung der Aktivitäten wurde der Beirat von einer Geschäftsstelle beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben unterstützt.

Eine Schwarze Frau spricht mit einer zweiten Schwarzen Frau.

Gesprächssituation auf der Abschlussveranstaltung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft

© Photothek / Sebastian Rau
Vier Personen sitzen auf einer Bühne.

Podiumsdiskussion auf der Abschlussveranstaltung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft

© Photothek / Sebastian Rau
Vier Schwarze Frauen unterhalten sich.

Gesprächssituation auf der Community-Veranstaltung "16 Mal Schwarzes Leben in Deutschland"

© Photothek / Janine Schmitz
Personen sitzen im Zuschauerraum und lachen.

Teilnehmende auf der Abschlussveranstaltung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft

© Nicole Benewaah

Die Perspektiven und Erfahrungen der im Beirat vertretenen Schwarzen Communitys und Wissenschaftlerinnen bildeten für die Arbeit des Beirats eine unabdingbare Grundlage. Mit Vertreterinnen und Vertretern von Each One Teach One e. V., der Initiative Schwarzer Deutscher e. V., Maisha e. V., dem Afro-Diasporischen Akademischen Netzwerk e. V. und den Wissenschaftlerinnen Prof. Dr. Maisha Maureen Auma (Hochschule Magdeburg-Stendal), Dr. Elisabeth Kaneza (Kaneza Foundation for Dialogue and Empowerment e. V.) und Dr. Florence Samkange-Zeeb (Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie – BIPS GmbH) konnte große fachliche Expertise für den Beirat gewonnen werden.

Für die verbliebene Zeit bis zum Ende der Dekade wurden ein Arbeitsprogramm und zentrale Leitfragen entwickelt: Welche Maßnahmen braucht es, um strukturellem Rassismus, Alltagsdiskriminierung und deren Folgen entgegenzuwirken? Welche Maßnahmen sind zur Verbesserung der Teilhabe und zum Empowerment von Menschen afrikanischer Herkunft zu ergreifen? Welche Strategien und Handlungsempfehlungen haben Schwarze Communitys und die Zivilgesellschaft selbst entwickelt, um Anti-Schwarzen Rassismus zu bekämpfen?  

Zur Beantwortung dieser und weiterer Fragen fanden in regelmäßigen Abständen Beirats- und Arbeitsgruppensitzungen sowie Fachveranstaltungen statt.

Sichtbarkeit und Beteiligung Schwarzer Perspektiven

Besonders hervorzuheben ist hierbei die Community-Veranstaltung "16 Mal Schwarzes Leben in Deutschland", die im Mai 2023 in Berlin stattfand und zum Ziel hatte, die Sichtbarkeit und Beteiligung Schwarzer Perspektiven in Deutschland zu stärken. Diese bundesweite Veranstaltung von und für Menschen afrikanischer Herkunft bot Raum für Austausch, Empowerment, Netzwerkarbeit und Strategieentwicklung. Im Mittelpunkt verschiedener Workshops und Paneldiskussionen standen Themen wie zum Beispiel struktureller und institutioneller Rassismus, Partizipation und Teilhabe afrikanischer Communitys in der Gesundheitsversorgung oder die Antidiskriminierungsberatung in Kindertagesstätten und Schulen. Die Teilnehmenden aus Zivilgesellschaft und Schwarzen Communitys aus dem gesamten Bundesgebiet steuerten ebenfalls wichtige Impulse für die Bereiche Bildung, Wohnen, Gesundheit und Herstellung von Chancengleichheit für afrodiasporische Vereine bei, die in der Dokumentation der Community-Veranstaltung zusammengefasst sind.

In den weiteren sich bis Herbst 2024 anschließenden Fachgesprächen beleuchteten Mitglieder der Schwarzen Communitys, Personen aus Wissenschaft, Forschung und Politik Herausforderungen sowie inhaltliche und methodische Lösungswege in den Kommunen und Ländern zu Themenfeldern wie Wohnen, Arbeit, Gesundheit oder mediale Sichtbarkeit. Der Beirat griff diese Impulse auf und formulierte in seinem Abschlussbericht Empfehlungen aus verschiedenen Perspektiven. Dabei standen Themen wie die Kontinuität des Kolonialismus, Repräsentation, Gesundheit, Bildung, Medien und Arbeit im Mittelpunkt. Zum Internationalen Tag gegen Rassismus, am 21. März 2025, wurde der Abschlussbericht des Beirats, der keinen Bericht der Bundesregierung darstellt, der Öffentlichkeit vorgestellt.

Stärkung der Rechte Schwarzer Menschen

Die erste UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft wird als eine wichtige Etappe für die Stärkung sozialer, politischer, kultureller und ökonomischer Rechte Schwarzer Menschen in Erinnerung bleiben. Im Dezember 2024 wurde eine zweite Internationale Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft von 2025 bis 2034 durch die UN-Generalversammlung ausgerufen. In den gemeinsamen Empfehlungen hält der Beirat zur Umsetzung der zweiten UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft fest: "Die zweite UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft sollte auf Grundlage der Zielprinzipien und des Aktivitätenprogramms der Vereinten Nationen umgesetzt werden, um bestehende Fortschritte zu festigen und weitere Maßnahmen zu entwickeln."

Was bedeutet die UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft?

Die Ausrufung der ersten UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft (2015-2024) markiert einen Meilenstein in der internationalen Menschenrechtsarbeit. Die UN-Staaten sollten die Anerkennung, Gerechtigkeit und Entwicklung von Menschen afrikanischer Herkunft fördern sowie rassistische Diskriminierung und Rassismus bekämpfen. Die Generalversammlung verabschiedete im November 2014 ein auf die Durchführung bezogenes Aktivitätenprogramm. Im Rahmen dessen war Deutschland angehalten, konkrete Schritte und kohärente Strategien zur Umsetzung der Ziele der UN-Dekade zu entwickeln, Handlungsfelder zu adressieren und Maßnahmen zu ergreifen, um Rassismus und rassistischer Diskriminierung entgegenzutreten. Die zweite Internationale Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft wurde im Dezember 2024 ausgerufen, um weitere Veränderungen herbeizuführen.

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Veröffentlicht im Juni 2025