Seit 2015 ist die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Dachau Teil des Bundesprogramms und feiert in diesem Jahr ihr zehnjähriges Bestehen. In dieser Zeit wurden viele Projekte angestoßen, Kooperationen aufgebaut und eine Vielzahl von Veranstaltungsformaten umgesetzt. In der politischen Bildungsarbeit arbeitet sie insbesondere mit niedrigschwelligen, offenen Formaten und Ansätzen der Jugendpartizipation.
Videowettbewerb "Was bedeutet Rassismus für dich?"
Für die Internationalen Wochen gegen Rassismus 2025 hat die Partnerschaft für Demokratie in Zusammenarbeit mit dem Runden Tisch gegen Rassismus Dachau e. V. sowie dem Integrationsbeauftragten des Landkreises Dachau den Videowettbewerb "Was bedeutet Rassismus für dich?" ins Leben gerufen. Junge Menschen hatten so die Möglichkeit, sich intensiv mit Rassismus und Diskriminierungserfahrungen auseinanderzusetzen und über diese Themen in den Austausch zu kommen. Insbesondere Jugendgruppen in Schulen und Jugendverbänden waren zur Einreichung von selbstproduzierten Videos aufgerufen: "Obwohl viele von Rassismus betroffen sind, wird noch immer nicht ausreichend darüber gesprochen", sagt Manuel Liebig, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie über den Hintergrund des Wettbewerbs. "Uns war es besonders wichtig, jungen Menschen eine kreative und zugleich persönliche Plattform zu bieten, auf der sie ihre Erfahrungen, Gedanken und Gefühle zum Thema Rassismus ausdrücken können. Das Ziel war dabei, den Dialog zu fördern, Vorurteile zu hinterfragen und abzubauen sowie ein Bewusstsein für die Vielfalt der Rassismuserfahrungen zu schaffen."
Der Wettbewerb regte zu Projektarbeiten an, in denen über Rassismus und seine Formen, aber beispielsweise auch über Privilegien diskutiert wurde. "Die Vielfalt der eingereichten Videos verdeutlichte, dass Rassismus viele Facetten hat und unterschiedliche Erfahrungen damit gemacht werden", sagt Manuel Liebig. Anlässlich des Tags gegen Rassismus wurden die besten Einsendungen prämiert und das Engagement mit einem kleinen Preisgeld für die Klassenkasse auf einer festlichen Preisverleihung gewürdigt. Das Siegervideo der Realschule Weichs thematisiert reale Diskriminierungserfahrungen – etwa bei der Wohnungssuche – mit Zeichnungen und sendet damit eine wichtige Botschaft: "Wenn du Diskriminierung bemerkst oder sogar selbst erfährst, ist es wichtig, darüber zu sprechen."
"In unserer Arbeit wurde deutlich, dass partizipative und inklusive Formate, die persönliche Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen, besonders wirksam sind, um eine gesellschaftliche Auseinandersetzung anzustoßen und Veränderungen zu bewirken."
Manuel Liebig, Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie
Ausschnitte der eingereichten Videos wurden in den sozialen Medien des Runden Tischs veröffentlicht. So konnten diese in den digitalen Diskurs gehen und vor allem junge Menschen erreichen, zur Beteiligung im Netz anregen und auch die Bekanntheit der Partnerschaft steigern. "In unserer Arbeit wurde deutlich, dass partizipative und inklusive Formate, die persönliche Erfahrungen in den Mittelpunkt stellen, besonders wirksam sind, um eine gesellschaftliche Auseinandersetzung anzustoßen und Veränderungen zu bewirken", fasst Manuel Liebig seine Eindrücke des Videowettbewerbs zusammen. Für diesen ist übrigens eine Verstetigung geplant. "Für unsere weitere Projektarbeit nehmen wir mit, dass wir auch zukünftig großen Wert darauflegen wollen, 'Betroffene' zu Wort kommen zu lassen und interaktive Formate zu fördern, die Bildung mit persönlichem Austausch verbinden."
Politische Bildung erleben – interaktiv und lebendig
Diesen Ansatz verfolgt auch das Demokratiemobil der Partnerschaft für Demokratie. Dieses kommt zu jungen Menschen auf den Schulhof, auf Bürgerfeste oder an Jugendtreffpunkte und vermittelt interaktiv und praxisnah Inhalte rund um Demokratie und Politik. Als ein Angebot von jungen Menschen für junge Menschen erklärt es politische Inhalte lebensweltnah und anschaulich. Die thematische Bandbreite reicht von politischer Bildung im Kontext der Bundestagswahlen über die Gefahren von Fake News und Radikalisierung in sozialen Medien bis hin zu Rassismusprävention.
Queere Jugendarbeit gestalten
Platz zum Austausch und für Vernetzung bietet auch das Café Queer. Das regelmäßig stattfindende selbstorganisierte Format richtet sich an queere Jugendliche und junge Erwachsene im Landkreis Dachau und wird durch pädagogische Fachkräfte betreut. Ziel ist es, einen Schutzraum zu schaffen, indem durch eine ähnliche Lebensrealität Erfahrungen geteilt werden können. Es bietet eine Anlaufstelle für Mitglieder der LGBTQIA*-Community, die mit Hilfe von empowernden und bildungsorientierten Angeboten gestärkt werden und dient der Vielfaltgestaltung im Landkreis sowie der Vernetzung und Kooperation mit anderen (queeren) Jugendgruppen.
Pädagogische Fachkräfte fortbilden: die Veranstaltungsreihe "diskriminierungsfrei?"
Für pädagogische Fachkräfte wiederum koordiniert die Partnerschaft für Demokratie die jährliche Fortbildungsreihe "diskriminierungsfrei?" gemeinsam mit dem Max Mannheimer Studienzentrum. In diesem Jahr adressiert die Reihe unterschiedliche Diskriminierungsverhältnisse in Schule und Jugendarbeit. In thematischen Workshops wird eine Auseinandersetzung mit den Themen Antisemitismus, Rassismus, Queerfeindlichkeit und Sexismus angeregt und vor allem praxisnahe Leitfäden und Methoden für den pädagogischen Alltag erarbeitet. Jeder Workshop bietet die Möglichkeit, anhand von Erfahrungen und Beispielen aus der eigenen Arbeit im Austausch mit anderen Fachkräften Strategien und Interventionen zu erlernen, die helfen, Diskriminierungsverhältnissen zu begegnen und ein inklusives Umfeld zu schaffen.
Zehn Jahre Arbeit für Demokratie, Vielfalt und gegen Extremismus
Vom 27. bis 30. Oktober gestaltet die Partnerschaft für Demokratie eine ganze Woche lang ein Jubiläumsprogramm: Alle Kooperationspartnerinnen und -partner der letzten Jahre sind dazu aufgerufen, Programmpunkte mit den Themenschwerpunkten Demokratie, Vielfalt und Extremismusprävention vorzuschlagen. Dies soll die Vielfalt der Initiativen vor Ort sichtbar machen und für alle Alters- und Zielgruppen im Landkreis die Themen des Bundesprogramms stärken. Ein Festakt mit einer Ausstellung zur Arbeit der Partnerschaft für Demokratie rundet die Woche ab. Das Beispiel aus dem Landkreis Dachau zeigt, wie wertvoll eine langfristig gesicherte Förderung ist, um in einer Region das demokratische und vielfältige Engagement fest zu etablieren.
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Veröffentlicht im Juni 2025
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