Studie Rassistische Einstellungen verfestigen sich in Deutschland

Schriftgrafik: Verborgene Muster, sichtbare Folgen
© DeZIM

Der im März 2025 veröffentlichte NaDiRa-Monitoringbericht "Verborgene Muster, sichtbare Folgen. Rassismus und Diskriminierung in Deutschland" macht deutlich, mehr als ein Fünftel der deutschen Gesamtbevölkerung hat gefestigte rassistische Einstellungen. Demnach glauben etwa 22 Prozent aller Befragten, dass ethnische und religiöse Minderheiten in den letzten Jahren wirtschaftlich mehr profitiert haben, als ihnen zustehe. Das Forschungsteam des NaDiRa schlussfolgert aus diesen und weiteren Erkenntnissen, dass rassistische Einstellungen nach wie vor in der deutschen Gesellschaft verbreitet sind und gesellschaftlich anschlussfähig bleiben.

Ausmaß der Diskriminierungserfahrungen

Dies hat Auswirkungen auf die Menschen, die sich ethnischen oder religiösen Minderheiten zugehörig fühlen und im Rahmen des NaDiRa ebenfalls befragt wurden: Mehr als jede zweite Person dieser Gruppe gibt an, dass sie regelmäßig Diskriminierung erlebt. Besonders betroffen von subtilen Diskriminierungsformen (Personen ignorieren, anstarren, unfreundlich behandeln) sind muslimische und Schwarze Menschen. Das ist kein Zufall, denn die Ergebnisse zeigen, Diskriminierungen erfolgen zumeist anhand rassistischer Zuschreibungen wie Hautfarbe und Religion. Am häufigsten erleben von Rassismus betroffene Menschen Diskriminierungen im öffentlichen Raum, aber auch in Ämtern sowie bei der Polizei und Justiz.

Auswirkungen für die Betroffenen und die Gesellschaft

Wer regelmäßig diskriminiert wird, leidet häufiger unter psychischen Belastungen und berichtet von Symptomen für Depressionen und Angststörungen. "Personen, die regelmäßig Diskriminierung erleben, berichten dreimal häufiger von psychischem Stress", erklärt Aylin Mengi, wissenschaftliche Mitarbeiterin des NaDiRa. Psychische Erkrankungen sind nicht nur eine individuelle Belastung, sondern haben auch weitreichende gesellschaftliche Folgen.

"Personen, die regelmäßig Diskriminierung erleben, berichten dreimal häufiger von psychischem Stress. Häufig diskriminierte Personen haben zudem ein geringeres Vertrauen ins gesellschaftliche Miteinander und in staatliche Institutionen."

Aylin Mengi, wissenschaftliche Mitarbeiterin des NaDiRa

Zudem stellen die Ergebnisse heraus, Diskriminierungserfahrungen führen bei vielen Menschen zu einem geringeren Vertrauen in Gesellschaft und staatliche Institutionen. Ein Ausdruck davon ist auch, dass seit 2022 das Vertrauen in die Bundesregierung laut des Berichts um bis zu 20 Prozentpunkte gesunken ist – bei Menschen mit und ohne Diskriminierungserfahrungen.

Ausblick

Die in den Daten des NaDiRa nachgewiesene Verfestigung rassistischer Einstellungen in Deutschland verdeutlicht: Rassismus ist kein individuelles Problem, sondern durchdringt gesellschaftliche Strukturen. Diese Entwicklung wirkt sich negativ auf den gesellschaftlichen Zusammenhalt aus und schränkt die gleichberechtigte Teilhabe diskriminierter Gruppen ein.

Welche Entwicklungen es braucht, um dem entgegenzuwirken, wird ebenfalls in dem Bericht zusammengefasst: Rassismuskritische Bildungsangebote, wie Aus- und Weiterbildungen für Lehrkräfte, Polizei- und Verwaltungsbeschäftigte, um diese für verschiedene und besondere Formen von Rassismus zu sensibilisieren, sind hierfür ein wichtiges Beispiel. Zudem sollten von Rassismus betroffene Menschen stärker in Politik, Verwaltung und Justiz repräsentiert und gefördert werden, um eine gleichberechtigte Teilhabe zu ermöglichen und ihr Vertrauen in staatliche Institutionen zu erhöhen. Gleichzeitig ist es wichtig, den Schutz vor Diskriminierung weiter zu verbessern und Betroffene zu stärken, zum Beispiel durch unabhängige Kontroll- und Beschwerdestellen.

Auch jede Einzelne und jeder Einzelne kann im Alltag etwas bewegen. Die Internationalen Wochen gegen Rassismus sind dafür ein Ausgangspunkt, sie finden jedes Jahr im März deutschlandweit mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktionen statt, sind in der Regel kostenlos und sensibilisieren für Alltagsrassismus.

Über NaDiRa

Im Juli 2020 wurde der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor (NaDiRa) durch Mittel des Bundestags am Deutschen Zentrum für Integrations- und Migrationsforschung (DeZIM) eingerichtet, um die Ursachen, das Ausmaß und die Folgen von Rassismus systematisch zu untersuchen. Der Nationale Diskriminierungs- und Rassismusmonitor besteht aus unterschiedlichen Einzelstudien (jährliche Monitoringberichte und thematische Schwerpunktberichte), verteilt auf mehrere Jahre. Als erste umfangreiche Untersuchung ist im Mai 2022 die Auftaktstudie "Rassistische Realitäten" erschienen. Die gewonnenen Erkenntnisse des NaDiRa sollen dazu beitragen, effektive Maßnahmen gegen Rassismus in Institutionen und der Zivilgesellschaft zu entwickeln und umzusetzen.

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Veröffentlicht im März 2025

Thema
Rassismus