Was passiert im Kreistag? Wie werden Entscheidungen getroffen? Welche Themen sind besonders für junge Menschen relevant? Diese und weitere Fragen haben Jugendliche des Jugendforums "ein41vierzig" an Politiker und Politikerinnen aus dem Landkreis Göppingen gerichtet. In Kooperation mit dem Kreismedienzentrum Göppingen ist eine Podcast-Reihe entstanden mit Gesprächen über kommunale Themen, persönliche Überzeugungen und die Frage: Wie können Jugendliche die Zukunft ihres Landkreises mitgestalten?
Das Jugendforum "ein41vierzig" der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göppingen hat alle im Kreistag vertretenen Fraktionen und Parteien zur Teilnahme am Podcast-Projekt "Sprechstunde 41" eingeladen, um mit ihren Vertreterinnen und Vertretern in den direkten Austausch zu kommen. Nicht alle, aber doch viele politischen Entscheidungsträgerinnen und -träger konnten für das Projekt gewonnen werden. So auch der damalige Landrat Edgar Wolff, dieser war 2009 bis 2025 im Amt und wurde von den Jugendlichen für die erste Podcast-Folge interviewt.
Jugendbeteiligung an Interessen ausrichten
"Ziel war es, ein niedrigschwelliges Format zu schaffen, das Jugendliche direkt anspricht und ihnen eine Stimme gibt", sagt Sven Renken, Projektleiter von "Sprechstunde 41". Anders als in den Kommunen gibt es auf Landkreisebene keine gesetzliche Grundlage zur Beteiligung junger Menschen. Dazu kommt: Themen der Landkreispolitik wirken oft komplexer und erscheinen für Jugendliche räumlich "weiter weg". Der Podcast sollte diese Distanz überwinden und zeigen, wie Kreispolitik einen direkten Einfluss auf das Leben junger Menschen hat.
"Auch für Entscheidungsträgerinnen und -träger war der Podcast eine Gelegenheit, mit Jugendlichen ins Gespräch zu kommen – und dabei kleine Aha-Momente zu erleben, die oft nachhaltiger wirken als formale Anhörungen", so Sven Renken. Er führt weiter aus, "uns hat das Projekt gezeigt, wie wichtig es ist, Jugendliche über Formate zu erreichen, die sie kennen und nutzen – und ihnen Räume zu geben, in denen sie selbst gestalten können." Das Podcast-Projekt war für die Partnerschaft nicht nur eine wertvolle Erfahrung, sondern auch Impuls gebend, ihre Beteiligungsformate noch stärker an den Interessen der Jugendlichen auszurichten.
Ideen für eine Fortsetzung gibt es bereits: zum Beispiel eine Sonderreihe zur kommenden Landtagswahl in Baden-Württemberg. Hier sind wieder Gespräche mit Kandidierenden angedacht. Zudem ist ein weiteres Format möglich, das Menschen aus der Jugendarbeit mit ihren Erfahrungen, Erfolgen und Herausforderungen vorstellt.
Demokratieförderung im Landkreis Göppingen
Das Jugendforum plant für dieses Jahr auch eine viertägige Bildungsfahrt nach Auschwitz, bei der sich die Jugendlichen aus dem Landkreis mit der Geschichte des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Neben dem Besuch der Gedenkstätte stehen Gespräche mit den Menschen, die durch das ehemalige Konzentrationslager Auschwitz und das frühere Ghetto von Krakau führen, im Mittelpunkt. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem Austausch innerhalb der Gruppe über aktuelle Formen von Diskriminierung und Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Anschließend reflektieren die Teilnehmenden zusammen das Erlebte, die persönlichen Eindrücke und die Bedeutung für das demokratische Zusammenleben.
Im September organisiert die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Göppingen zudem ein Argumentationstraining gegen Stammtischparolen mit dem Trainer Jürgen Schlicher – passend zum Thema in einer Kneipe vor Ort. Im Dezember wird auf vielfachen Wunsch aus Schulen und Einrichtungen im Landkreis Göppingen erstmals ein Workshop angeboten, der Spielleiterinnen und -leiter für das Demokratiespiel "Quararo – entscheide mit!" ausbildet. Anmeldungen für beide Fortbildungsangebote sind online möglich.
Jugendforum "ein41vierzig"
Der Name "ein41vierzig" bezieht sich auf den Paragrafen 41a der Gemeindeordnung Baden-Württemberg. Dieser stellt die Beteiligung junger Menschen sicher.
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Veröffentlicht im August 2025
Rubrik
Aus der Praxis