Die Chancen stehen gut, den Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" schon einmal gehört oder gelesen zu haben. Schließlich tragen rund 3.600 Mitgliedsschulen das schwarz-weiße Logo des Netzwerks oft gut sichtbar an ihrer Fassade, und Woche für Woche kommen neue hinzu. Aber wer nicht zu den über zwei Millionen Schülerinnen und Schülern oder den Lehrkräften einer dieser Schulen gehört, fragt sich vielleicht, was es bedeutet, den Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu tragen.
Keine Auszeichnung, sondern eine Verpflichtung
Bei dem Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" handelt es sich nicht um eine Auszeichnung für bereits Geleistetes. Er ist auch keine Garantie dafür, dass es an der jeweiligen Schule keinen Rassismus gibt. Vielmehr verpflichtet sich die Schule mit dem Beitritt zum Netzwerk, sich nachhaltig für die Gleichwertigkeit aller Menschen und gegen jede Form von Diskriminierung einzusetzen. Kommt es allerdings doch einmal zu Gewalt und Diskriminierungen, müssen sich die Schulmitglieder aktiv mit der Situation auseinandersetzen.
Um eine "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" zu werden, müssen mindestens 70 Prozent aller, die an der jeweiligen Schule lernen, lehren oder arbeiten, in geheimer Abstimmung erklären: "Ich werde mich aktiv gegen Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, einsetzen." Bei den Schulen handelt es sich nicht nur um staatliche Grund- und Oberschulen, auch Berufsschulen, Waldorfschulen oder Förderschulen sind dabei. Zur Seite stehen ihnen Koordinatorinnen und Koordinatoren des Netzwerks, Angebote der Kooperationspartner wie zum Beispiel Workshops, sowie Paten und Patinnen.
Patenschaften und Projekte
Für die Aufnahme ins Netzwerk ist nämlich mindestens ein Pate beziehungsweise eine Patin nötig. Diese teilen die Ziele der Schule und unterstützen sie bei deren Umsetzung. Neben Personen, die sich einzelnen Schulen persönlich verbunden fühlen, übernehmen häufig auch Personen des öffentlichen Lebens eine Patenschaft, zum Beispiel aus Sport, Kultur oder Politik. Aus welchem Bereich die Patinnen und Paten auch kommen, auf jeden Fall sollen sie in die Aktionen der Schule miteinbezogen werden.
"Ich unterstütze Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage, weil dies ein Projekt lebendiger Demokratie ist."
Bundespräsident Dr. Frank-Walter Steinmeier, Pate des Hermann-Vöchting-Gymnasiums Blomberg
Die Schulen verpflichten sich mit dem Beitritt zum Netzwerk nämlich auch, mindestens einmal im Jahr ein Projekt durchzuführen, mit dem sie sich gegen Gewalt und Diskriminierung, besonders gegen Rassismus wenden. Die Schülerinnen und Schüler entscheiden gemeinsam mit den Lehrkräften, wie die Projekte genau ausgestaltet werden. Es können Konzerte sein, auf denen nicht nur Schulmitglieder, sondern auch musikalische Paten und Patinnen auftreten. Oder Gespräche mit Zeitzeuginnen und Zeitzeugen, Diskussionsrunden mit Personen aus der Politik, Fußballturniere und vieles mehr.
Publikationen
Zudem gibt das Courage-Netzwerk auch zahlreiche Publikationen heraus, die den Lernenden und Lehrenden Informationen und Unterstützung für ihr Engagement gegen Diskriminierung bieten. Dazu gehören etwa die jährlich erscheinende Zeitung "q.rage" mit schulübergreifenden Beiträgen von Schülerinnen und Schülern zu den Themen des Netzwerks und die Reihe "Bausteine", in der pädagogische und gesellschaftspolitische Aspekte der nicht-diskriminierenden Schulgestaltung besprochen werden.
Der Titel "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" wird somit immer wieder neu mit Leben gefüllt und die Schülerinnen und Schüler aktiv miteingebunden. Die Möglichkeiten, sich hierbei zu engagieren, sind dabei so vielfältig wie die Gesellschaft, für die sich die Mitglieder des Netzwerks einsetzen.
Das Netzwerk
Gegründet wurde das Netzwerk 1995 als "Schule ohne Rassismus", 2001 wurde der Name um "Schule mit Courage" erweitert. Träger ist der Verein Aktion Courage, der 1992 als Antwort auf die gewalttätigen rassistischen Ausschreitungen in Mölln, Solingen, Hoyerswerda und Rostock entstand. Das Netzwerk bezeichnet sich selbst als überparteilich, weder rechts, noch links, noch in der Mitte stehend.
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Veröffentlicht im Dezember 2021 im Rahmen der zweiten Förderperiode des Bundesprogramms
Rubrik
Extremismusprävention