Der muslimische Fastenmonat Ramadan ist eine der fünf Säulen des Islams und Ausdruck der Dankbarkeit gegenüber Gott. Das 30-tägige Fasten verschiebt sich jedes Jahr um elf Tage und beginnt 2023 am 23. März. In dieser Zeit stehen für die Gläubigen Familie und Gemeinschaft im Mittelpunkt, aber auch die persönliche Auseinandersetzung mit ihrem Glauben. Am Ende des Fastenmonats steht das Fest des Fastenbrechens, welches auch als Zuckerfest bekannt ist.
In der Schule bringt der Fastenmonat spezifische Herausforderungen und Fragen mit sich: Was bedeutet der Ramadan für fastende Jugendliche? Wie finden sie Unterstützung, um ihren Schulalltag mit dem Fasten in Einklang zu bringen? Wie kann Konflikten unter Jugendlichen begegnet oder ungesunden "Fastenwettbewerben" vorgebeugt werden? Vor welchen Herausforderungen stehen pädagogische Fachkräfte im Ramadan?
Arbeitshilfe für pädagogische Fachkräfte
"Lehrkräfte fühlen sich jedes Jahr mit dem Thema überfordert, obwohl der Termin nicht neu ist. Beschwerden über mangelnde Konzentration, Frustrationen, Aggressionen von Schülerinnen und Schülern, Leistungsabfälle oder Fastenwettbewerbe werden oft als Probleme in Verbindung mit dem Ramadan berichtet", schildert Alioune Niang von der Ufuq-Fachstelle für Pädagogik zwischen Islam, antimuslimischem Rassismus und Islamismus in Berlin. "Um dem entgegenzuwirken, und die Lehrkräfte mit dem Thema nicht allein zu lassen, haben wir das Kartenset 'Wie, schon wieder Ramadan!?' sowie ein ergänzendes Schaubild als Arbeitshilfe entwickelt."
Das Material unterstützt Lehrkräfte und Mitarbeitende in Schulen sowie Kinder- und Jugendeinrichtungen dabei, mit Fragen und Herausforderungen rund um den Ramadan umzugehen und einen Perspektivwechsel einzunehmen. Es bietet Hintergrundinformationen zu häufig gestellten Fragen und praktische Anregungen für den pädagogischen Umgang mit Konfliktsituationen, die in der Fastenzeit entstehen können. Das kleine Poster macht die Themen rund um den Ramadan auch im Klassenzimmer sichtbar.
Auf pädagogischer Ebene rät Alioune Niang, mit den Jugendlichen und ihren Eltern über die verschiedenen Themen der Fastenzeit bereits vor dem Ramadan direkt ins Gespräch zu kommen: "Ich empfehle mit Jugendlichen und Eltern über das Fasten in der Schule und die schulischen Verpflichtungen zu sprechen sowie sich allgemein über die Bedeutung und den Sinn des Fastens auszutauschen: In welchen Religionen wird gefastet, wie kann alternativ gefastet werden? Welche Fragen und Probleme können entstehen? Ziel solcher Austausche ist es, Respekt zu schaffen vor denen, die fasten, und denen, die nicht fasten." Es geht darum, ein Klima zu schaffen, in dem weniger Konflikte entstehen und bestehende Konflikte gemeinsam gelöst werden können.
Des Weiteren ist es ein wertschätzendes Signal für die fastenden Schülerinnen und Schüler, wenn beispielsweise Schulen versuchen, den Ramadan in ihre Jahresplanung einzubeziehen. Deshalb empfiehlt Alioune Niang Lehrkräften "den Fastenden Anerkennung zu signalisieren, etwa indem sie Anforderungen im Sportunterricht anpassen, nicht das Gefühl vermitteln, Fasten sei ungesund oder zu einem gemeinsamen Iftar-Essen (Fastenbrechen) in Kooperation mit Eltern einladen, um das Gefühl der Zusammengehörigkeit aller Beteiligten zu stärken."
Weitere Angebote der Fachstelle
Die Fachstelle bietet zu diesen und anderen Fragestellungen im Themenfeld Islam, antimuslimischem Rassismus und Islamismus auch Beratungen und Fortbildungen für Lehrkräfte sowie Workshops für Jugendliche an. Beispielsweise kamen sie anlässlich des Ramadans mit pädagogischen Fachkräften in einem Webtalk ins Gespräch, wie es Schulen und Jugendeinrichtungen gelingen kann, einen guten Umgang mit dem Fastenmonat zu finden.
Das Material kann über bestellung@ufuq.de für Berliner Schulen gegen eine Erstattung der Versandkosten und für alle anderen Schulen aus dem Bundesgebiet für sechs Euro pro Kartenset erworben werden. Es ist auch als interaktives Online-Schaubild verfügbar.
Veröffentlicht im März 2023
