Das No Hate Speech Movement Deutschland, welches bei den Neuen deutschen Medienmacher*innen angesiedelt ist, bietet mit der Broschüre "Wetterfest durch den Shitstorm. Leitfaden für Medienschaffende zum Umgang mit Hass im Netz" breitgefächerte Informationen zum Thema Hate Speech beziehungsweise Hass im Netz und legt dabei ein besonderes Augenmerk auf die Praxis. Zudem werden viele Fragen rund um das Thema beantwortet.
Aber nicht nur Medienschaffende können sich über Handlungsmöglichkeiten informieren, auch wer sich in anderer Funktion oder privat im Netz äußert und dabei mit Hasskommentaren konfrontiert wird, findet im Leitfaden Unterstützung.
Was ist Hassrede?
Eine offizielle Definition von Hassrede oder Hate Speech gibt es nicht. Wie die Begriffe nahelegen, handelt es sich dabei um eine sprachliche Handlung, die Hass verbreitet. Damit richtet sie sich vor allem gegen diejenigen, die bereits gesellschaftlich benachteiligt sind, oder gegen diejenigen, die sich mit diesen Menschen solidarisch erklären. Oft trifft sie auch Journalistinnen und Journalisten in Kommentaren zu ihren Artikeln oder auf den unterschiedlichen Kanälen der sozialen Medien, die zudem eine hohe Verbreitung fördern.
Wie kann mit Hassrede umgegangen werden?
Wichtig ist, Betroffene von Hassrede nicht alleinzulassen, sondern sie zu stärken und verbal einzuschreiten. Ein Weg ist hier die Gegenrede. Anders als man vermuten könnte, ist das Hauptziel dieser nicht, diejenigen zu "bekehren", die Hass verbreiten. Adressaten der Gegenrede sind vielmehr die von Hassrede Betroffenen und schweigende Dritte. Denn wenn Hassrede unwidersprochen bleibt, entsteht schnell der Eindruck, Hasskommentare würden die breite Meinung wiedergeben, und dem soll entgegengewirkt werden.
Die Gegenrede stellt zudem keine Einschränkung der Meinungsfreiheit derjenigen dar, die Hassrede betreiben. Meinungsfreiheit wird im Gegenteil dadurch ermöglicht, dass denjenigen der Rücken gestärkt wird, die nicht-beleidigend argumentieren.
Vorbereitung und Strategien der Gegenrede
Die Broschüre gibt zahlreiche Tipps, was Medienschaffende tun können, um gegen Hassrede besser gewappnet zu sein. So können etwa Redaktionen Anlaufstellen für von Hassrede Betroffene schaffen, Weiterbildungsmöglichkeiten anbieten oder Argumentationsleitfäden erstellen.
Einzelne Redakteurinnen und Redakteure sollten unter anderem Angriffe archivieren, dafür sorgen, dass keine privaten Daten wie Telefonnummern im Netz auffindbar sind, oder sichere Passwörter verwenden, damit Hater nicht in die Privatsphäre eindringen können.
Der Leitfaden zeigt zudem, wie Hassrede wirksam begegnet werden kann. Vorgestellt werden zehn "Goldene Regeln" der Reaktionen auf Hasskommentare. Etwa, zwar so schnell wie möglich zu reagieren, aber trotzdem zunächst einmal durchzuatmen und sich klar zu machen, wen oder was man erreichen möchte. Es gibt außerdem Tipps, auf welche Aspekte man Profile von Hatern abklopfen sollte, Gegenrede-Empfehlungen für gängige Hassstrategien und eine Aufstellung erprobter Anti-Hass-Strategien.
Die gesammelten Informationen und mehr finden sich ebenfalls im Online-Helpdesk vom No Hate Speech Movement.
Rechtliche Aspekte und Selbstfürsorge
Der Leitfaden bietet noch weitere kompakte Informationen rund um das Thema Hate Speech. Etwa zu den Mechanismen, wie Posts in den verschiedenen sozialen Medien gemeldet werden können, oder zu dem rechtlichen Rahmen von Hassrede. Dabei geht es zum Beispiel um die Vorschriften des relativ neuen Netzwerkdurchsetzungsgesetzes und die Probleme, die dabei auftauchen, wenn statt Gerichten nun Mitarbeitende eines sozialen Netzwerks entscheiden, was strafbar ist und was nicht.
Bei alldem darf jedoch nicht vergessen werden, auch darauf zu achten, was Hassrede mit den Betroffenen macht, was sie für sich selbst tun und wo sie sich Unterstützung bei psychischen Folgen holen können.
Ergänzt werden diese Informationen von Fallbeispielen und Gastbeiträgen, die einzelne Aspekte vertiefend behandeln, sowie einer Liste mit weiterführender Literatur, die zum großen Teil im Netz abgerufen werden kann.
Einen kompakten Einstieg in das Thema Hate Speech bietet auch die Broschüre "Hate Speech und Fake News – 20 Fragen, 20 Antworten" vom Landes-Demokratiezentrum Mecklenburg-Vorpommern, die bereits in einem Magazin-Artikel vorgestellt wurde.