Luftaufnahme von Wolfenbüttel

Großes Kino: Vorhang auf für Meinungsvielfalt

Die Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Wolfenbüttel bringt Vielfalt und Meinungen auf die Kinoleinwand.

Pinselstrich

Es sind nur 30 Sekunden auf der ganz großen Leinwand, aber in diesen sprechen zwölf Menschen über Demokratie. Dabei wird eines deutlich: Demokratie bedeutet für alle etwas anderes. Warum das gut ist und wie es zum Kinospot kam, darüber spricht Axel Klingenberg von der Fach- und Koordinierungsstelle der Partnerschaft für Demokratie im Landkreis Wolfenbüttel.

In der Woche vor Silvester ist ein Kinospot über Demokratie in Wolfenbüttel und Salzgitter gestartet. Wie kam es zu diesem Spot?
Kurz gesagt: Ins Kino gehen sie alle! Wir haben uns Gedanken gemacht, wie wir viele Menschen, aber auch eine möglichst breite Öffentlichkeit erreichen. Wir wollten nicht nur diejenigen ansprechen, die sich bereits mit den Themen Demokratie und Extremismusprävention auseinandersetzen. Wir wollten alle zum Nachdenken über Demokratie anregen.

Der Kinospot wird vor der Liebeskomödie, dem Actionfilm oder vor dem tragischen Drama ausgestrahlt und wir werden 30.000 Menschen in unseren drei Kinos in Wolfenbüttel und Salzgitter erreichen. Die Ausstrahlungsdauer hängt mit den verkauften Kinokarten zusammen. Wir haben jetzt den 15. Februar und aktuell läuft der Spot noch. Wir wollen den Beitrag aber weiter zeigen, zum Beispiel bei Veranstaltungen oder online.

Welche Botschaft wollen Sie den Menschen vermitteln?
Demokratie muss gelebt werden. Wir haben Leute gefragt, was für sie Demokratie eigentlich bedeutet. Da wird dann im Spot deutlich, dass die Menschen unterschiedliche Schwerpunkte beim Thema Demokratie setzen. Dem einen geht es um die freie Meinungsäußerung, der anderen um die freie Entfaltung der Persönlichkeit und dem nächsten ist es wiederum wichtig, demonstrieren gehen zu können.

Wir haben ja ganz unterschiedliche Leute befragt und an den Antworten ist zu merken, was sie selbst erlebt haben und was ihnen wichtig ist. Menschen, die bereits in einer Diktatur gelebt haben, reagieren anders auf die Frage als Menschen, die in einer Demokratie aufgewachsen sind.


    Kinospot für Demokratie, Produktion: TV38 in Wolfenbüttel

    Wie haben Sie die Mitwirkenden zusammengebracht?
    Wir haben mit dem Bürgersender TV38 zusammengearbeitet. Das Team vom Sender hat den Kinospot umgesetzt und sie haben bereits ein großes Netzwerk, kennen also viele Menschen. Wir von der Freiwilligenagentur haben auch Tipps gegeben, wen man ansprechen könnte. Das waren zum Teil Leute, die selbst bei uns aktiv sind – ehrenamtlich oder als Teilnehmende in unseren Projekten.

    Was war Ihnen als Partnerschaft für Demokratie für den 30-Sekunden-Spot wichtig?
    30 Sekunden sind unglaublich wenig Zeit. Es war eine große Herausforderung, trotzdem so viele verschiedene Menschen und somit Meinungen und Vielfalt zu zeigen. TV38 hat das ziemlich gut mit sehr kurzen Sequenzen gemacht. In Deutschland leben ganz unterschiedliche Menschen zusammen, diese sollten immer wieder ins Gespräch gehen und nicht nur in den sogenannten Filterblasen leben, in denen sich alle gegenseitig die eigene Meinung bestätigen. Es ist immer gut, wenn verschiedene Sichtweisen zusammenkommen, Menschen miteinander sprechen, dabei Vorurteile und Vorbehalte abbauen. Das ist generell bei unseren Projekten wichtig.

    Sie zeigen oft Meinungen und Gesichter?
    Wir haben mit dem Projekt "Gesichter der Demokratie" eine Fotoausstellung umgesetzt, in der Leute ihre Gedanken über Demokratie ausgesprochen haben. Da waren unterschiedliche Meinungen zu hören. Wir haben das Projekt sehr breit aufgestellt und zum Beispiel auch Angebote zur Gesprächsführung gemacht, wo noch einmal ganz andere Menschen zusammengetroffen sind.

    Wir arbeiten als Freiwilligenagentur und Fach- und Koordinierungsstelle mit vielen Menschen zusammen. Einerseits ist das unsere Aufgabe, denn wir matchen Ehrenamtliche mit Einrichtungen und Vereinen. Andererseits arbeiten wir mit Jugendlichen, Seniorinnen und Senioren zusammen und führen Projekte wie "Frauenpower" oder "Young Faces of Democracy" durch.

    Welche Rolle spielt es dabei, gut vernetzt zu sein?
    Das ist das Wichtigste! Demokratie funktioniert nur dann, wenn alle Menschen zu Wort kommen können. Daran scheint es gerade zu kranken. Viele Menschen haben den Eindruck, dass sie nicht mehr gehört werden, nicht mehr wichtig sind und nicht mehr mitbestimmen können. Dieses unbestimmte Gefühl äußert sich auf verschiedene Weise. Ich halte diese negative Einstellung für gefährlich. Deswegen müssen wir mit allen möglichen Menschen ins Gespräch kommen, gerade auch dann, wenn sie sich kritisch äußern und Missstände ansprechen. In unseren Projekten wird schon gesagt, dass es hier und da hapert und noch etwas fehlt, zum Beispiel bei Themen der Gleichberechtigung oder wenn es ums Wählen geht.

    Worum wird es in den nächsten Projekten gehen?
    Das hängt natürlich davon ab, was an uns herangetragen wird. Aber im Mai startet der Podcast "Montagsgespräche" auf verschiedenen Streamingportalen. Auch hier geht es um Meinungen. Es werden vor allem Menschen aus den ländlichen Gemeinden des Landkreises zu Wort kommen, beispielsweise eine Mutter oder ein junger Bürgermeister, der erzählt, warum er diese Aufgabe übernommen hat. Verschiedene Leute sprechen eben über Themen, die sie interessieren – von der Kommunalpolitik bis zum Bündnis gegen Rechts.


    Veröffentlicht im Februar 2022

    Mehr erfahren

    Produktion des Kinospots im Bildungszentrum des Landkreises Wolfenbüttel

    Veranstaltungen