Ausschnitt aus dem Aktionsplakat des Künstlers Bert Binnig: Das Plakat zeigt einen Jugendlichen auf dem Transportrad Garten-Gurker. Das Rad ist voll mit großen Blumenkästen.

Unterwegs mit dem Transportrad: In Singen gibt es fünf Ausleihstationen zu entdecken

Die Stadt in Baden-Württemberg bietet mit einem Pilotprojekt mehr Möglichkeiten für Radbegeisterte. Es geht dabei aber auch um neue Begegnungen, Gespräche und natürlich mehr Mobilität.

Pinselstrich

Es scheint eine sportliche Herausforderung mit Logistikproblemen, wenn der Großeinkauf vom Baumarkt mit dem Fahrrad transportiert werden soll. In Singen ist das aber durch Transporträder zum Ausleihen möglich, denn die Entscheidung zwischen Auto und Fahrrad soll hier künftig leichter werden – auch um das Miteinander zu stärken. Das Projekt wird durch die Partnerschaft für Demokratie in Singen unterstützt und befindet sich noch in einer fünfmonatigen Testphase. Es hat sich aber längst ein breites Netzwerk aus Unterstützerinnen und Unterstützern gebildet, die für einen respektvollen Umgang mit der hinzugewonnenen Mobilität werben.

Das Projekt wird bereits gut angenommen. "Aber das ist ein Prozess, den wir abwarten müssen", sagt Marcel Da Rin von der Singener Kriminalprävention. "Die Nutzungszahlen deuten jedenfalls auf ein Umdenken hin." Rund 600 Personen in Singen nutzen bereits die App, über die die Transporträder gebucht werden können.

Für die Testphase hat die Stadt Singen eine Kooperation mit der Transportrad Initiative Nachhaltiger Kommunen, kurz Tink genannt, geschlossen. Insgesamt stehen so zehn muskelbetriebene und vier E-Transporträder sowie ein E-Inklusionstransportrad zur Verfügung, mit dem auch eine Rollstuhlbeförderung möglich ist. Diese können ganz einfach über eine App an fünf Stationen in der Innenstadt gebucht werden.

Aktiv für ein respektvolles Miteinander

Damit jedoch mehr Menschen das Fahrrad nutzen, reichen die neuen Transporträder allein nicht aus. Aber weitere Maßnahmen wie die Erhöhung der Parkgebühren treffen nicht uneingeschränkt auf Zustimmung. Außerdem hat sich die Stadt durch das Projekt mit einem zu erwartenden Problem auseinandergesetzt – Vandalismus. Mithilfe der Jugendlichen in Singen, soll dem entgegengewirkt werden.

Es wurden hierfür Präventionsmaßnahmen entwickelt, in denen die Jugendlichen und jungen Erwachsene eine wichtige Rolle einnehmen. Sie wurden aktiv an der Gestaltung der Ausleihstationen beteiligt. Damit werden die Stationen letztlich über die Testphase hinaus ein Teil der Stadt, regen vor allem auch zum Gespräch zwischen Bürgerinnen und Bürgern an. Mehr miteinander reden statt nur übereinander.

Vandalismus vorbeugen

"Vandalismus ist aber generell nicht zu vermeiden", sagt Marcel Da Rin. Langeweile und Frust führten immer wieder dazu, dass Dinge im öffentlichen Raum beschädigt werden. Im Verleihsystem sind es oft Räder oder Schlösser. Es ist auch bereits zu einem Verlust gekommen, denn ein Transportrad ist unauffindbar. Damit sich die mutwillige Zerstörung in Grenzen hält, gibt es in Singen jetzt die Strategie zur Vandalismusprävention, in die Bürgerinnen und Bürger ihre Ideen eingebracht haben. Denn ein Ziel der Partnerschaft für Demokratie in Singen ist es, gemeinsam einen guten und respektvollen Umgang miteinander zu entwickeln. Mit dem Konstanzer Designer und Künstler Bert Binnig konnte bereits eine Plakat-Aktion umgesetzt werden und die künstlerische Gestaltung der fünf Stationen folgt. Damit sollen sich einerseits Jugendliche angesprochen fühlen, das Transportrad zu nutzen. Andererseits haben sich die jungen Menschen in die Projektumsetzung eingebracht und werben so auch für die neue, mobile Möglichkeit, sich in der Stadt fortzubewegen.

"Wir haben ein tolles Netzwerk, mit dem wir für die Vorteile und auch Notwendigkeit von Transporträdern werben", so Marcel Da Rin. Der Verein Integration in Singen (InSi) und die Hohentwiel-Gewerbeschule machen sich unter anderem für das Projekt stark. Die entstandenen Fotoplakate sind in den Social-Media-Kanälen wie Facebook und Instagram unterwegs und werden an den Stationen der Lastenräder erscheinen. "Wir hoffen, dass dadurch ein vandalisumuspräventiver Effekt entsteht". Die Testphase neigt sich langsam dem Ende und eines steht fest: Mit dem Transporträdern soll es künftig weitergehen. Sie werden die Menschen also noch länger in Bewegung und Kommunikation bringen.

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