Der Ausschnitt der Grafik zeigt den Kontinent Afrika auf einem alten Globus.

Einfluss des kolonialen Erbes auf die deutsche Gegenwart

Das Themenheft "Kolonialismus" soll im Schulunterricht andere Blickwinkel eröffnen und einen neuen Umgang mit den heutigen Auswirkungen ermöglichen.

Pinselstrich

Die deutsche Kolonialzeit ist noch allgegenwärtig, nicht nur in Museen, Straßennamen oder in der Musik. Sie prägt Vorurteile und zeigt sich immer wieder im Alltagsrassismus – dieses Erbe ist damit kritisch zu hinterfragen.

Im Themenheft "Kolonialismus" des Netzwerks Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage kommen Schülerinnen und Schüler, Fachkräfte aus Wissenschaft und Pädagogik sowie Aktivistinnen und Aktivisten zu Wort. "Der deutsche Kolonialismus findet vielleicht mal im Geschichtsunterricht Platz. Oft wird er dort allerdings nicht tiefgründig behandelt, sondern einfach nur angesprochen. Dabei ist es so wichtig, dass wir verstehen, welchen Einfluss der Kolonialismus des damaligen Deutschen Reiches auf den heutigen Rassismus in Deutschland hat", schreibt der 18-jährige Schüler Guilherme in einem Beitrag.

Die Publikation gibt einen Einblick in die Kolonialgeschichte, unterschiedliche Perspektiven und Biografien. Mit Interviews und Buchvorstellungen wird dabei eine weitergehende, vertiefende Auseinandersetzung ermöglicht. Das Themenheft richtet sich vor allem an Schülerinnen und Schüler und eine Frage steht im Mittelpunkt: Welche unterschiedlichen Möglichkeiten gibt es, sich in der Schule mit Kolonialismus auseinanderzusetzen?

Einblick in die Publikation

Die Autorinnen und Autoren schreiben unter anderem über ihre Sichtweisen auf das Thema Kolonialismus und Postkolonialismus, ein Beispiel ist hierbei die Umbenennung von kolonialen Straßennamen. So setzt sich Tahir Della von der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland dafür ein, das Menschen wie Audre Lorde, Anton Wilhelm Amo und Lucy Lameck im öffentlichen Raum Anerkennung finden. Er schreibt: "Vielmehr soll an Menschen erinnert werden, die sich im Widerstand gegen Kolonialismus und Rassismus stark gemacht haben und sich engagierten. So werden nicht Spuren kolonialer Vergangenheit entfernt, sondern Perspektiven der Unterdrückten und der Leute aus dem Widerstand sichtbar gemacht."

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Das Themenheft "Kolonialismus" des Netzwerks Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage bietet einen historischen Überblick über die deutsche Kolonialgeschichte und stellt Bezüge zur heutigen Postkolonialismus-Debatte her.

Titelbild zeigt mehrere Illustrationen von Menschen afrikanischer Herkunft sowie von Kulturgütern.
Illustration: Diana Ejaita
Die Grafik zeigt den Kontinent Afrika auf einem alten Globus.
Abbildung im Themenheft (Seite 14), Bild: "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage"

Des Weiteren lernen die Leserinnen und Leser drei Menschen aus Bamoko, der Hauptstadt Malis, kennen. Sie sprechen darüber, was sie bewegt und wofür sie sich einsetzen: Toleranz und Vielfalt, Klima und Demokratie. Sie sprechen über ehemalige Kolonialmächte, den subtilen Rassismus westlicher Medien oder über die heutigen kulturellen Vereinnahmungen in ihrem Land.

Dann führt das Themenheft zurück nach Deutschland – auf einen Münchener Friedhof. Hier erzählt Eva Bahl von Decolonize München von einem Klassenausflug und einem langsamen Verstehen, denn die Jugendlichen recherchierten an diesem Ort Geschichten aus der Kolonialzeit. Sie erkannten dabei, welche Biografien erzählt werden – und welche nicht. So standen die Jugendlichen an zwei Gräbern einstiger Forscher, die zwei Kinder aus Brasilien nach München verschleppten. Die beiden starben bereits kurz nach ihrer Ankunft, ihre Namen blieben unbekannt und ihre Gräber gibt es längst nicht mehr.

Studien zum Thema Rassismus

Dies sind lediglich drei Beispiele aus 18 Beiträgen, die sich mit der Geschichte des Kolonialismus und der Gegenwart des Postkolonialismus auseinandersetzen. Zu finden sind dabei immer wieder verschiedene Ideen für eine schulische Aufbereitung. Daneben können dann auch Studien wie Rassistische Realitäten des Nationalen Diskriminierungs- und Rassismusmonitor oder der Afrozensus des Vereins Each One Teach One (EOTO e. V.) in Zusammenarbeit mit Citizens for Europe unterstützen. Sie zeichnen Lebensrealitäten und Diskriminierungserfahrungen Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen in Deutschland auf.


Veröffentlicht im November 2022

UN-Dekade

Die 2015 ausgerufene UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft soll zu einem besseren Verständnis der Vielfalt des Erbes und der Kultur von Menschen afrikanischer Herkunft beitragen. Es wird vor diesem Hintergrund noch einmal deutlich, dass die deutsche Kultur von vielen Einflüssen geprägt wurde.

Die Bundesregierung hat eine Koordinierungsstelle zur Umsetzung der UN-Dekade eingerichtet, die unter anderem auf Perspektiven und Lebenssituationen aufmerksam macht.

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