Ein Pixelmännchen hält eine Reichsflagge

Rechtsextreme Einflussversuche im Gaming

Wie versuchen Rechtsextreme, ihre Ideologie in der Gaming-Szene zu verbreiten, und welche Möglichkeiten gibt es, ihnen entgegenzutreten?

Pinselstrich

Rechte Gruppen wollen den gesellschaftlichen Diskurs Schritt für Schritt nach rechts verschieben, ihre Ansichten als "normal" positionieren. Dabei setzen sie auch auf den popkulturellen Bereich und versuchen, ihre Ideologie zum Beispiel im Bereich Gaming zu verbreiten.

Mit Gaming ist dabei hauptsächlich das Mit- und Gegeneinander-Spielen von Computer- und Videospielen über das Internet gemeint. Dazu gehören auch die digitalen Räume, in denen die Spieler und Spielerinnen sich informieren, vernetzen und austauschen.

"Demokratie leben!"-Projekte im Bereich Gaming

Das Bundesprogramm "Demokratie leben!" fördert mit "Good Gaming – Well Played Democracy" ein Modellprojekt der Forschungsgruppe Modellprojekte e. V. in Kooperation mit der Amadeu Antonio Stiftung, das rechtsextremen Einflussversuchen im Gaming durch Prävention entgegentreten will. In diesem Rahmen hat die Stiftung auch die Broschüre "Gaming und Rechtsextremismus" herausgegeben, die kurz und knapp zu den wichtigsten Punkten informiert.

Im November 2020 richtete jugenschutz.net als Kompetenzzentrum "Hass im Netz" zudem die Tagung "Rechtsextreme [&] Gaming-Kulturen" aus, auf der sich auch "Good Gaming – Well Played Democracy" vorstellte. Im Fokus der Tagung standen die Vorgehensweisen und Anknüpfungspunkte von Rechtsextremen im Gaming. Hierzu ist auch ein gleichnamiger Tagungsband erschienen, der das Thema weiter beleuchtet.

Vorgehen von Rechtsextremen im Gaming

Rechtsextreme verbreiten ihre Ideologie im Gaming einerseits während des Spielens in Text- oder Sprachchats, andererseits außerhalb davon, zum Beispiel in Gaming-Foren, sowie selten in eigens programmierten Spielen. Dabei platzieren sie ihre Ansichten und Symbolik zunächst häufig als vermeintlich harmlose Meinungsäußerung, Kommentar oder "Witz", oft als Kombination eines Bildes und einer Aussage, sogenannte Memes.

Zeigen sich Gamer dafür empfänglich, auch ohne den rechtsextremen Hintergrund zu erkennen, laden Rechtsextreme sie in radikalere Communitys wie das Imageboard 4chan ein. Hier können Bilder und Texte anonym getauscht werden, wobei rechtsextremes Gedankengut ganz offen verbreitet wird.

Anknüpfungspunkte für rechtsextreme Ideologie in der Gaming-Kultur

Es ist wichtig zu betonen, dass es zwischen Gaming und Extremismus beziehungsweise Gewaltbereitschaft keinen kausalen Zusammenhang gibt. Allerdings gibt es in der Gaming-Kultur einige Besonderheiten, die Rechtsextreme zur Anknüpfung nutzen.

Kleine, meist männlich geprägte Subkulturen in der Gaming-Szene pflegen zunächst einmal eine Selbsttrivialisierung samt der Überzeugung, Spiele seien "nicht ernst", hätten keine politische Dimension. Dadurch gäbe es auch keine Notwendigkeit, sich gegen rechts zu positionieren.

Gibt es in diesen Subkulturen Anerkennung nur über Wettkampfleistungen im Spiel, kann daraus schnell ein Vorrecht der "Stärkeren" abgeleitet werden. Zudem basiert die Darstellung von Gegnern oft auf vereinfachten Stereotypen und Ressentiments aus der echten Welt, da in vielen Spielen eindeutig agiert und schnell reagiert werden muss.

Hinzu kommt eine Besonderheit von Spiele-Vertriebsplattformen wie Steam, auf denen Spiele online gekauft und heruntergeladen werden können: Zwar bieten diese viele Funktionen eines sozialen Netzwerks, sind aber weit weniger moderiert als zum Beispiel Facebook. Rechtsextremes Gedankengut kann dort dadurch noch wesentlich freier zirkulieren.

Spiele von Rechtsextremen

Rechtsextreme unterwandern aber nicht nur Spiele und Diskurse, die ursprünglich nichts mit Rechtsextremismus zu tun haben, sie entwickeln zudem gelegentlich eigene Spiele.

Doch auch hier sind es nicht allein die Spiele, die für Propaganda genutzt werden. Im Fall eines 2020 erschienenen Jump 'n' Run-Spiels der Identitären Bewegung dürften Berichte, Diskussionen und Kommentare in den (sozialen) Medien ein größerer PR-Erfolg gewesen sein als das Spiel selbst, das von Beobachtern eher als verunglückte Parodie angesehen wird.

"Good Gaming – Well Played Democracy"

Das Projekt "Good Gaming – Well Played Democracy" geht davon aus, dass rechtsextreme Ansichten im Gaming von einer lauten Minderheit verbreitet werden, während eine entsprechende Gegenreaktion der Mehrheit noch nicht allzu ausgeprägt ist.

Ein Fingercursor schießt einen regenbogenbunten Strahl auf kleine grüne Männchen
Illustration der Broschüre Gaming und Rechtsextremismus. Bild: Sebastian Baumeister/stilsicher.design

"Good Gaming" möchte "eine digitale Zivilgesellschaft auch in Gaming-Communitys sichtbarer werden" lassen und betreibt ein Monitoring in den sozialen Medien, um toxische Narrative und rechtsaffine Gruppen aufzudecken und zu analysieren. In Fortbildungen wird vermittelt, was Spieler und Spielerinnen, Eltern, Influencerinnen und Influencer sowie Spieleentwickler und Spieleentwicklerinnen gegen Hass im Netz unternehmen können.