Eine große, rötliche Kirche

"Rassismus schadet der Seele": Rechtspopulismus in der Kirchengemeinde entgegentreten

Wie umgehen mit Rechtspopulismus in der Kirchengemeinde? Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus gibt ebenso fundiert wie kompakt Informationen und Hilfestellungen.

Pinselstrich

Rechtspopulistische Haltungen und Aussagen existieren auch in Kirchengemeinden. Zwar ist die Position der Kirche dazu sehr klar, denn die Bibel gibt vor, dass alle Menschen gleichwertig sind. Allerdings bringt es einige Herausforderungen mit sich, diese Einstellung in der Auseinandersetzung mit Rechtspopulisten und -populistinnen auch erfolgreich zu vertreten. Hier setzt die Broschüre "Impulse für den Umgang mit Rechtspopulismus im kirchlichen Raum" der Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus an. Sie informiert über rechtspopulistische Ziele und Taktiken und gibt Hinweise, wie beispielsweise Gesprächsrunden und Diskussionsveranstaltungen konstruktiv geplant und durchgeführt werden können.

Strategie der "Neuen Rechten"

Rechtspopulismus ist eng verbunden mit der "Neuen Rechten". So bezeichnet sich, wie die Broschüre darlegt, eine "geistige und politische Strömung, die die intellektuelle Erneuerung rechter Ideen verfolgt." Zwar grenzt sie sich vom Nationalsozialismus ab, vertritt aber trotzdem Positionen Gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Die unterschiedlichen Akteure und Akteurinnen der "Neuen Rechten" benutzen Rechtspopulismus als Teil ihrer Strategie, ihre rassistischen, völkisch-nationalistischen und autoritaristischen Gedanken als "normal" erscheinen zu lassen, als selbstverständlichen Teil der öffentlichen Debatte. Dies ist Grundlage der "Kulturrevolution von rechts", durch die die Gesellschaft grundlegend politisch verändert werden soll.

"Unter Rechtspopulismus versteht man eine politische Strategie, die autoritäre Vorstellungen vertritt und verbreitete rassistische [...] Vorteile ausnutzt und verstärkt."

Broschüre "Impulse für den Umgang mit Rechtspopulismus im kirchlichen Raum"

Die "Neue Rechte" tritt aber nicht nur bei naheliegenden Themen wie Migration und Flucht in Erscheinung, sondern auch bei allgemeinen wie Feminismus und Klimawandel und greift schließlich auch Kirchen und deren Jugend- und Wohlfahrtsverbände an. Somit sind auch Veranstaltungen in ihrem Blickfeld, die von Kirchen zu diesen Themen ausgerichtet werden. Dort versuchen sie dann, Diskussionen in ihre Richtung zu lenken und sie mit ihren Ansichten zu dominieren.

Position der Kirche

Ausgehend von der Bibel ist die Position der Kirche eindeutig: Kirche ist kein neutraler, wertfreier Raum, sondern eine menschenfreundliche Institution, die Fremde wie zum Beispiel Geflüchtete schützen muss. Somit ist es eine Kernaufgabe, rechtspopulistischen und rassistischen Ansichten entgegenzutreten, egal, ob sie von Gemeindemitgliedern oder Außenstehenden geäußert werden. Damit dies bei öffentlichen Diskussionsveranstaltungen sowie bei Gruppenarbeiten und Einzelgesprächen innerhalb der Gemeinde gelingt, hält die Broschüre zahlreiche Beispiele und Ratschläge parat.

Durchführung von Diskussionsveranstaltungen

Zunächst werden negative Erfahrungen in Diskussionsveranstaltungen beispielhaft aufgeführt, um konkrete Handlungsalternativen zu benennen: Wenn Mitglieder rechtsextremer Parteien oder Organisationen im Vorfeld von der Teilnahme ausgeschlossen werden, muss dieser Teilnahmevorbehalt auch durchgesetzt werden, sobald sie doch auftauchen und das Wort ergreifen. Wenn sie wiederum explizit zur Teilnahme eingeladen werden, dürfen ihre demokratiefeindlichen und menschenverachtenden Aussagen nicht unwidersprochen bleiben.

Damit es erst gar nicht zu solchen Situationen kommt, gibt die Broschüre Empfehlungen für Vorbereitung, Durchführung und Fortführung von Veranstaltungen. So muss zuvor Klarheit über Ziel und Format geschaffen werden. In die Planung sollten auch gesellschaftlich marginalisierte Gruppen einbezogen werden, die ihre Erfahrungen sichtbar machen. Auch im Hinblick auf ihre Teilnahme ist es nötig, ein Sicherheitskonzept zu erarbeiten.

Bei der Durchführung von Diskussionen, etwa über Perspektiven für das Zusammenleben alteingesessener und zugewanderter Menschen, haben sich Kleingruppengespräche als besonders geeignet erwiesen. Dort können Versuche, die Gespräche in eine rechtspopulistische Richtung zu lenken, gut abgefangen werden. Wichtig ist, im Vorfeld Gesprächsregeln festzulegen – wie ein sachlicher und respektvoller Ton – deren Einhaltung dann auch gewährleistet werden muss.

Soll es nicht bei einer Einzelveranstaltung bleiben, ist schließlich ein übergreifendes Konzept vonnöten. Hier können Leitfragen nach der eigenen Haltung, dem eigenen Handeln oder der Rolle der Kirche im Gemeinwesen hilfreich sein.

Für Fragen oder bei Beratungsbedarf, der nicht von der Broschüre gedeckt wird, sind im letzten Teil Beratungsstellen zur einfachen Kontaktaufnahme aufgeführt.

Die Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus ist Teil des Kompetenznetzwerks im Themenfeld Rechtsextremismus, ihr Träger ist die Aktion Sühnezeichen Friedensdienste.


Veröffentlicht im Mai 2023