Zeichnung von sechs jungen Menschen, einer hält eine Regenbogenflagge

Peer4Queer – Das Mentoring-Programm für junge queere Menschen

Das Projekt Peer4Queer stärkt junge queere Menschen in Mentoring-Tandems und in der Schulprojektarbeit. Ziel ist es, sichere Räume für den Austausch zu schaffen, Problemlösungskompetenzen zu stärken sowie Sichtbarkeit, Toleranz und Schutz für queere Schülerinnen und Schüler zu erhöhen.

Pinselstrich

Vorbilder sind für die Entwicklung junger Menschen wichtig. Wer sich über die eigene sexuelle Orientierung oder geschlechtliche Identität unsicher ist, benötigt hin und wieder Menschen, die eine ähnliche Situation erlebt und gemeistert haben. Die Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung e. V. in Hamburg hat zu diesem Zweck mit Förderung des Bundesprogramms ein Mentoring-Projekt ins Leben gerufen, um junge queere Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen: Peer4Queer. Die Projektbezeichnung ist dabei Programm. Peer-Beratung baut darauf auf, dass die Rat gebenden Mentorinnen und Mentoren sich in ähnlichen Lebensumständen befinden oder befunden haben wie die Ratsuchenden.

Das Mentoring

Peer4Queer vermittelt jungen Menschen Mentorinnen und Mentoren, die selbst queer sind, über den Zeitraum von einem Jahr in regelmäßigem Austausch mit ihnen stehen und sie in einer herausfordernden Lebensphase als Vertrauensperson unterstützen. Dazu werden vom Projektteam Tandempaare aus Ratsuchenden und Ratgebenden zusammengestellt.

Die Teilnehmenden werden zu einem großen Teil durch die Social-Media-Kanäle des Projekts auf das Mentoring aufmerksam. Auf YouTube wird das Projekt in seinem Ablauf mit einem kurzen Video erläutert und ermöglicht so eine niedrigschwellige Erstinformation. Darüber hinaus wird mit Flyern und Plakaten an unterschiedlichen Orten in Hamburg geworben, und durch persönliche Empfehlung kommen weitere interessierte Menschen mit dem Projekt in Kontakt.

Das Projekt

Peer4Queer

Zeichnung von sechs jungen Menschen, einer hält eine Regenbogenflagge
Projektbild Peer4Queer, Bild: KWB e. V.

Die potenziellen Mentorinnen und Mentoren durchlaufen ein Auswahlverfahren nach festgelegten Kriterien. Sollten sie ausgewählt werden, ist ein Seminar mit Fragen zu Grundlagen des Mentorings, queeren Lebenswelten, Resilienz sowie Kinder- und Jugendschutz die Voraussetzung, um ein Mentoring zu übernehmen.

Das Projektteam stellt nicht nur die Paare zusammen, sondern begleitet auch die Kennenlernphase und sorgt für die Einhaltung der Rahmenbedingungen im Sinne des eigens erstellten Jugendschutzkonzeptes. Demnach werden für das Mentoring die Ziele, Wünsche und Erwartungen gemeinsam festgelegt. Während der Projektlaufzeit halten die Tandems wöchentlich Kontakt per Telefon oder Chat und treffen sich mindestens zweimal monatlich im öffentlichen Raum.

"Die Tandems sollen einen möglichst sicheren Rahmen bieten, um einen produktiven und vertraulichen Austausch zu ermöglichen. Zu den wiederkehrenden Themen und Anliegen zählen unter anderem Fragen der Identitätsfindung, der Umgang mit Freund*innen und Familie, die Vernetzung in queere Strukturen und Empowerment", schildert die Projektleiterin Christine Robben die bisherigen Erfahrungen aus dem Projekt.

Die Mentorinnen und Mentoren haben in diesem Austausch keinen Erziehungsauftrag, sondern sollen individuelle Ratschläge erteilen und die jungen Menschen in ihrer Lösungskompetenz bestärken. Die zentrale Erfahrung für die Ratsuchenden soll sein, dass sie nicht alleine sind, dass auch andere Menschen in ähnlichen Situationen waren und dass eine individuelle Lösung möglich ist.

Nach einem Jahr endet die vom Programm unterstützte Mentoringphase mit einem Abschlussgespräch. Auf Wunsch der Tandems kann natürlich der Kontakt privat aufrechterhalten werden.

Peer4Queer@School

Darüber hinaus bietet Peer4Queer Workshops in Schulen an, um Sichtbarkeit, Toleranz und Schutz für queere Schülerinnen und Schüler in den Schulen zu erhöhen. Schülervertretungen und Schulgruppen haben die Möglichkeit, im Rahmen einer Workshop-Reihe Toleranz und Vielfalt an der eigenen Schule zu analysieren und Möglichkeiten für die Weiterentwicklung zu konzipieren und umzusetzen. Ziele dieser Entwicklung können zum Beispiel die Einrichtung von Unisex-Toiletten oder die Ausrichtung von "Diversity Days" an der Schule sein. Es ist auch wichtig, im Rahmen des Projektes Verbündete innerhalb der Schule zu gewinnen, wie etwa den Elternrat, die Schulleitung und die Schülerinnen- und Schülervertretung.

Ein offener Koffer mit Broschüren und Büchern
Peer4Queer-Schulungskoffer, Bild: KWB e. V.

Bisher erfährt das Projekt sehr viel positives Feedback. Auch die Weiterentwicklung des Projektes geht voran: "Wir freuen uns sehr auf das erste Treffen mit dem Alumni-Netzwerk und den dritten Staffelstart der Mentoring-Tandems im Sommer 2022 und natürlich auf neue Projektschulen, die wir begleiten dürfen", berichtet Christine Robben. Darüber hinaus finden Vernetzungstreffen für alle aktiven Tandems statt, die den Austausch, die Gemeinschaft und somit den Projektgedanken der Vorbildfunktion durch Ebenbürtigkeit stärken. Um die Ergebnisse aus dem Modellprojekt langfristig zu sichern und auch übertragbar zu machen, werden alle Projekthighlights laufend dokumentiert und regelmäßig online auf der Website oder über Social-Media-Kanäle veröffentlicht. Die Dokumentation ermöglicht so insbesondere für die Arbeit an den Schulen ein langfristiges Wirken für mehr Sichtbarkeit, Toleranz und sichere Räume für junge queere Menschen.


Veröffentlicht im Juni 2022