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Mit kommunalen Konflikten umgehen

Bei Konfliktsituationen in Kommunen ist schnelle Hilfe wichtig. Durch eine systemische Beratung und Vernetzungsangebote unterstützt ein Projektteam Kommunen dabei, solche Konflikte konstruktiv anzugehen.

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Klimawandel, Energiewende oder Migrationsprozesse – viele Themen lösen Streit und Konflikte aus. Wenn Kommunen dadurch in einen Konflikt geraten, hat das Auswirkung auf mehrere Ebenen. Es geht nicht nur um finanzielle Aspekte, sondern letztlich kann durch eine emotional aufgeladene Stimmung ein ganzes Projekt zum Erliegen kommen, einst produktive Zusammenarbeiten scheitern und der gesellschaftliche Zusammenhalt langfristig Schaden nehmen.

"Kommunen sind der kleinste Ort des gesellschaftlichen Zusammenlebens, hier handeln Menschen ihre Interessen aus. Dabei kommt es eben auch zu Konflikten", sagt Mirjam Walter, Leiterin des Projekts "Kurzzeitige Intervention in akuten Konfliktsituationen – K3B (KIKO)". Sie und ihr Team stehen kommunalen Akteurinnen und Akteuren bundesweit bei akuten Konflikten zur Seite und schaffen neue Handlungsmöglichkeiten. "Es gibt dabei nicht die eine spezifische Konfliktsituation, denn es sind immer unterschiedliche Beteiligte, verschiedene Situationen und Dynamiken, die aufeinandertreffen."

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Das Projekt "Kurzzeitige Intervention in akuten Konfliktsituationen" bietet bundesweit kommunale Kurzzeitberatungen an. Diese Beratungen können von wenigen Tagen bis zu sechs Monaten dauern.

Die Kurzzeitberatungen ergänzen damit das bestehende Angebot der Langzeitberatungen des K3B-Teams.

Logo Kompetenzzentrum Kommunale Konfliktberatung VFB Salzwedel e. V.

Konflikt und Handlungsdruck

Die Konfliktinhalte sind zwar unterschiedlich, oft geht es aber um die Themen Beteiligung und Transformation. "Veränderungen werden auf kommunaler Ebene gemeinsam erlebt, Windräder sind so ein Beispiel. Diese Veränderungen haben Auswirkungen auf den Alltag von Bürgerinnen und Bürgern in der Kommune", skizziert Mirjam Walter. Die kommunalen Akteurinnen und Akteure, die sich an das K3B-Team wenden, stehen einem akuten Konflikt gegenüber, der oftmals schnelles Handeln erfordert. Der Handlungsdruck kann inhaltlicher Natur sein, der mit Eskalation, Protesten oder sogar Anfeindungen zusammenhängt. Oder es besteht ein organisatorischer Handlungsbedarf, der durch Fristen bestimmt wird. "Der Handlungsdruck kann in verschiedenen Konfliktphasen bestehen. Ein Beispiel: In einer Stadt sollte eine Unterkunft für geflüchtete Menschen entstehen. Da sich im Stadtbild etwas verändert, ging es in diesem Fall darum, präventiv zu handeln. Beispielsweise wollte man im Voraus mit den Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch kommen und Netzwerke stärken, um Konflikte nicht zu eskalieren", führt die Projektleiterin aus.

"Es gibt dabei nicht die eine spezifische Konfliktsituation, denn es sind immer unterschiedliche Beteiligte, verschiedene Situationen und Dynamiken, die aufeinandertreffen."

Mirjam Walter, Projektleitung "Kurzzeitige Intervention in akuten Konfliktsituationen – K3B (KIKO)"

Ein bereits eskalierter Konflikt kann hingegen in zwei klassischen Situationen auftreten. Zum einen wissen Kommunen ab einem bestimmten Punkt nicht weiter. Sie benötigen Unterstützung, um wieder ins Gespräch zu gehen. Zum anderen gibt es Situationen, die immer wieder auftreten. Das Projektteam unterstützt dann, damit in Zukunft anders reagiert werden kann. "Wir beraten grundsätzlich systemisch und schauen auf Konfliktdynamiken", sagt Mirjam Walter. "In den Kurzzeitprozessen ist das Ziel, Handlungsräume wieder zu öffnen, damit die Kommunen wieder Ansatzpunkte für mögliche Lösungen sehen". Fragen sind unter anderem: Wer muss am Tisch sitzen, damit der Konflikt bearbeitet werden kann? Welche Konfliktdynamiken treten auf?

Die Vorgehensweise der Beratung durch das K3B-Team wird an die jeweilige Konfliktsituation angepasst. Dazu werden entsprechende Methoden wie systemische Kurzanalysen oder Gesprächsformate angewendet. Wichtig ist, dass nicht nur Entscheidungsträger und Entscheidungsträgerinnen miteinbezogen werden, sondern auch die Sichtweisen der anderen vom Konflikt Betroffenen. "Es kann vorkommen, dass Menschen von einer Situation betroffen sind, die gar nicht den Raum haben, sich zu äußern", so die Projektleiterin.

Damit die Konfliktberatung erfolgreich ist, sind aber nicht allein die unterschiedlichen Perspektiven wichtig. Es sollten unter anderem zwei Erwartungen bedacht werden:

  • Erwartung der Konfliktlösung: Es gibt oft die Erwartung, dass mit einer Konfliktlösung sich alles in Wohlgefallen auflöst. "Das ist nicht unser Verständnis von Konflikt. Wir sehen Konflikte als Chance für Veränderung und Innovation. Wir sagen nicht: Der Konflikt muss weg! Wenn man sich mit einem Konflikt beschäftigt, kann daraus etwas Neues entstehen – Lösungen, Herangehensweisen oder Maßnahmen, die dann die verschiedenen Interessen aufnehmen. So taucht der Konflikt nicht an anderer Stelle wieder auf."

  • Erwartung einer Lösung für alles: Es gibt zudem den Wunsch nach genau der einen Lösung, Anleitung oder Empfehlung, die den Konflikt umgehend beendet. Doch diese gibt es nicht: "Wir verstehen Konflikt als etwas, das mit einem Prozess zu tun hat. Ein Konflikt dauert einfach und es gibt viele verschiedene Ansatzpunkte, um Handlungsräume erneut zu öffnen."

Konflikte bewusst wahrnehmen

Das Bewusstsein steigt, sich mit kommunalen Konflikten auseinanderzusetzen. "Das war nicht immer so, denn Konflikte sind schmerzhaft und anstrengend. Da gibt es manchmal eine Tendenz, den Konflikt zu ignorieren und zu hoffen, dass er sich von selbst löst. Sich mit der Konfliktsituation zu beschäftigen, ist ressourcentechnisch eine Herausforderung für alle Beteiligten und braucht Zeit."

Bundesweit können sich kommunale Akteurinnen und Akteure beim Projektteam melden, es gibt keine Voraussetzungen außer dem Wunsch nach Unterstützung und einer Konfliktberatung. Diese kann mehrere Telefonate beinhalten und einige Tage oder sechs Monaten dauern. "Wir bleiben mit den Kommunen in Kontakt, das ist ein ganz zentraler Punkt bei der Konfliktberatung des K3B. Uns geht es um einen nachhaltig besseren Umgang mit Konflikten. Daher ist es wichtig, uns mit Kommunen, kommunalen Akteurinnen und Akteuren zu vernetzen", sagt die Projektleiterin.

Das K3B-Team nutzt die verbleibende Projektlaufzeit bis Ende 2024, um den Ansatz der Kurzzeitintervention bei akuten Konflikten weiterzuentwickeln, die Erfahrungen mit dem neuen Konzept auszuwerten und in einer Handreichung aufzubereiten.


Veröffentlicht im August 2024

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