Ein Mann und eine junge Frau sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Der Mann spricht. Auf ihn ist eine Kamera gerichtet. Das Mädchen betrachtet ihren Notizzettel.

Kreative Ansätze für die antisemitismus- und rassismuskritische Bildung

Abwechslungsreiche Methodenhandreichung für pädagogische Fachkräfte zum Einsatz im Unterricht ab Jahrgangsstufe 9

Pinselstrich

Antisemitismus und Rassismus sind als gesellschaftliche Phänomene eng miteinander verknüpft. Beide sind in der Gesellschaft weit verbreitet und prägen diese auf unterschiedliche Art und Weise. Der BildungsBausteine e. V. hat dieses Beziehungsgeflecht von Antisemitismus und Rassismus im Rahmen des Modellprojekts "Verknüpfungen. Antisemitismus in der pluralen Gesellschaft" untersucht und verweist dabei auf Kontinuitäten. Mit diesem innovativen Ansatz werden Fachdiskurse, die sonst oft nebeneinander oder sogar gegeneinander laufen, zusammengebracht und in eine gemeinsame pädagogische Praxis überführt. Mithilfe der aufgezeigten Verbindungslinien soll eine multiperspektivische Auseinandersetzung mit beiden menschenfeindlichen Haltungen gefördert werden.

Gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern aus Gesamt- und Oberschulen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen entwickelte und erprobte der Verein hierzu neue pädagogische Konzepte, Methoden und Materialien. Zum Abschluss des Projekts ist die Handreichung "Verknüpfungen - Ansätze für die antisemitismus- und rassismuskritische Bildung" für Fachkräfte der schulischen und außerschulischen politischen Bildung entstanden.

Die Handreichung stellt unterschiedliche methodische Ansätze und vielfältige kreative Methoden für den Unterricht bereit. Dazu gehören zum Beispiel die Arbeit mit Eigen- und Fremdbiografien, Perspektivwechsel- und Positionierungsübungen, Straßeninterviews und Spurensuchen, theater- und begegnungspädagogische Elemente oder Internet-Recherchen.

Wer bin ich? – biografische Annäherung an Rassismus und Antisemitismus

Bei diesem biografischen Ansatz werden sechs Menschen porträtiert, die auf unterschiedliche Weise von Rassismus und Antisemitismus betroffen sind. Ausgehend von ihren Geschichten, Erfahrungen und Aktivitäten können unterschiedliche Themen – neben den Diskriminierungserfahrungen – bearbeitet werden: Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus, Erinnerungskulturen sowie Erfahrungen in der DDR beziehungsweise in Ostdeutschland. Die Teilnehmenden der Methode erfahren anhand der filmischen Biografien, wie sich Jüdinnen und Juden, Sintize und Sinti und Menschen mit (familiärer) Migrationsgeschichte gegen Antisemitismus und Rassismus zur Wehr setzen und sich gesellschaftspolitisch dagegen engagieren – auch dort, wo sie nicht unmittelbar selbst betroffen sind.

Ein Mann und eine junge Frau sitzen sich an einem Tisch gegenüber. Der Mann spricht. Auf ihn ist eine Kamera gerichtet. Das Mädchen betrachtet ihren Notizzettel.
Der Musiker Janko Lauenberger im Gespräch über seine Erfahrungen als Sinto in der DDR und in Deutschland nach 1989/90 und über sein Engagement gegen Rassismus. Bild: Standbild aus dem Interview-Kurzfilm "Wer bin ich? - Janko Lauenberger"

Geschichte(n) in Comics

Ein kreatives Medium, das sich besonders gut für die Arbeit mit Jugendlichen eignet, sind Comics. Für die Methodenhandreichung wurden acht Comic-Strips umgesetzt, die in der politischen Bildung eingesetzt werden können. Zu jedem Comic gibt es Arbeitsblätter, die den Teilnehmenden – je nach Einsatzmöglichkeit – Interpretationshilfen, Diskussionsanlässe oder Anregungen für Rollenspiele liefern.

Der Ausschnitt zeigt drei Bilder aus dem Comic "Nichts wie weg". Ein Mädchen sitzt daheim auf dem Sofa neben ihrem Vater, der Fernsehen schaut. Das Mädchen simst mit ihrer Freundin. Text der Sprechblasen: "Es kommen immer mehr von denen. Irgendwann reicht's auch!" "Hier ist es mal wieder so weit. Mein Alter hat seine rassistische Motz-Stunde." "Alles Frauenunterdrücker!" "Buergh! Willst du mit rauskommen?" "Ja, auf jeden Fall! Sonst dreh ich hier noch durch. (Icon: Drache, der die Arme hochhebt) Vor allem, als ob er voll was für die Gleichberechtigung von Frauen tut."
Ausschnitt aus dem Comic "Nichts wie weg" von Patu/BildungsBausteine e. V.

Arbeit mit spielerischen Material

Filme und Spiele bieten ebenso einen alternativen Zugang zu den Themen. Bei diesem Ansatz setzen sich die Teilnehmenden mithilfe eines Memorys sowie des Kurzfilms "So, Li, Da, Ri, Ty" im Stil eines Jump'n'Run-Computerspiels mit Erscheinungsformen von (post-)kolonialem Rassismus, Antisemitismus, Rassismus gegen Romnja und Roma sowie Sintize und Sinti und von antimuslimischem Rassismus sowie mit deren Gemeinsamkeiten und Unterschieden auseinander. Sie diskutieren über Zusammenhänge von diesen Diskriminierungsformen auf der einen und der Konkurrenz im Arbeits- und Schulalltag auf der anderen Seite, reflektieren ihre eigene Verstrickung in diese Ungleichwertigkeitsideologien und entwickeln gemeinsam Möglichkeiten solidarischen Handelns gegen (strukturelle) Diskriminierung.

Das Standbild zeigt die Heldin "LI", die gegen einen böse aussehenden Gartenzwerg kämpft.
In dem Kurzfilm kämpfen mehrere Heldinnen gegen unterschiedliche Formen von Rassismus und Antisemitismus und gegen die gesellschaftlichen Verhältnisse, die diese immer wieder aufs Neue reproduzieren – und merken am Ende, dass sie nicht allein dagegen ankommen können. Bild: Standbild Kurzfilm "So, Li, Da, Ri, Ty"

Anregungen und Materialien

BildungsBausteine e. V. bietet mit dieser Handreichung ein leicht zugängliches, informatives und abwechslungsreiches Unterrichtsmaterial, dessen Methoden und Ansätze sich unabhängig vom Schultyp ab der 9. Jahrgangsstufe gut eignen. Diese sind auf der Projektwebseite zum kostenlosen Download bereitgestellt. Die Zugangsdaten können der Methodenhandreichung (Seite 21) entnommen werden.

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