Als Serious Games werden Computer- und Videospiele bezeichnet, die nicht nur Spaß machen sollen, sondern auch Wissen vermitteln. Sie kommen beispielsweise im Gesundheitsbereich zur Vermittlung von praktischen Kenntnissen und zur Schaffung von Bewusstsein für gesellschaftliche relevante Anliegen zur Anwendung. Auch in der politischen Bildung und zur Demokratieförderung werden sie eingesetzt.
Junge Menschen für Radikalisierung im Netz sensibilisieren
Mit "Hidden Codes" hat die Bildungsstätte Anne Frank ein Serious Game entwickelt, das sich mit dem Thema Radikalisierung im Netz beschäftigt. Das Spiel soll junge Menschen sensibilisieren, Anzeichen von Radikalisierung zu erkennen und in die Lage versetzen, darauf kompetent zu reagieren. Es richtet sich an Jugendliche ab 14 Jahren, kann als App auf dem Smartphone installiert werden und ist für den Einsatz im Schulunterricht geeignet. Gefördert wurde die Entwicklung des Handy-Spiels durch das Bundesprogramm "Demokratie leben!" im Rahmen des Modellprojekts "The Game is not Over".
In der App chatten die Spielerinnen und Spieler in einer nachgestellten Social-Media-Umgebung mit simulierten Charakteren. Bei diesen Unterhaltungen sowie beim Durchstöbern von Profilen und Storys erfahren sie, wie radikale Gruppen digitale Medien nutzen, um für ihre Zwecke zu mobilisieren. Aber auch, wie darauf reagiert werden kann und welchen Beitrag die Spielerinnen und Spieler leisten können, um zu verhindern, dass sich ein Freund oder eine Freundin radikalisiert, wird vermittelt. Die App besteht aus bislang zwei "Episoden": Jeweils eine zu rechtsextremer Radikalisierung eines weiblichen und eines männlichen Protagonisten. Aktuell werden zwei weitere Episoden erarbeitet, die islamistische Radikalisierung in den Blick nehmen werden.
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Auch für die pädagogische Arbeit geeignet
Interessierte können das Spiel in den üblichen App-Stores kostenlos herunterladen. Pädagoginnen und Pädagogen, die "Hidden Codes" in ihrer Arbeit einsetzen möchten, bietet die Bildungsstätte Anne Frank Fortbildungen an. Für den Einsatz im Unterricht stellt sie den Teilnehmenden der Fortbildung darüber hinaus auch eine Reihe von Begleitmaterialien mit vertiefenden Informationen zum Thema Radikalisierung sowie mit Erläuterungen und Übungen zu den einzelnen Episoden des Spiels zur Verfügung. Für den pädagogischen Einsatz in Gruppen ist eine spezielle Freischaltung der App notwendig, die nach Besuch der begleitenden Fortbildung gewährt wird.
Im Rahmen des noch bis 2024 laufenden Modellprojekts werden die Inhalte des Spiels auf Grundlage der Erfahrungen seiner Nutzerinnen und Nutzer evaluiert und, wo nötig, angepasst und ausgebessert. Mit dem Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage" verfügt die Bildungsstätte Anne Frank über einen Kooperationspartner, mit dessen Hilfe das Spiel an Schulen in ganz Deutschland bekannt gemacht und verbreitet werden soll. Die an den zugehörigen Fortbildungen teilnehmenden Pädagoginnen und Pädagogen sollen mittelfristig in die Lage versetzt werden, als Multiplikatoren und Multiplikatorinnen für das Spiel aufzutreten und ihre Kollegen und Kolleginnen selbstständig weiterzubilden.