Falschinformationen sind eine Gefahr für die Demokratie und den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Treten sie in Verbindung mit dem Thema "Migration" auf, können sie sich schleichend zu migrationsfeindlichen Narrativen zusammensetzen. Diese beinhalten meist ein Weltbild, das geprägt ist von Rassismus sowie Demokratie- und Medienfeindlichkeit.
Migrationsfeindliche Narrative kreieren Feindbilder
Das Projekt "No Hate Speech Movement" des Vereins Neue deutsche Medienmacher*innen unterstützt Medienschaffende dabei, proaktiv gegen Falschinformation und Hass im Netz vorzugehen. Denn Ziel dieser Narrative ist es, Menschen zu verunsichern, die Gesellschaft zu spalten und Feindbilder zu kreieren. Dabei gefährden sie nicht nur das Zusammenleben in einer Einwanderungsgesellschaft, sondern schaden auch dem Vertrauen in die Demokratie und in eine unabhängige Berichterstattung. Denn einige Narrative stellen journalistische Standards infrage, unterstellen der Wissenschaft eine politische Motivation und werfen Faktencheck-Redaktionen vor, regierungskritische Informationen den Nutzenden vorzuenthalten. Damit schwächen sie bewusst das Vertrauen in Nachrichten, Forschung und Regierungsbehörden und greifen die selbstbestimmte Meinungsbildung auf Basis von frei zugänglichen Informationen an.
"Um Falschinformationsnarrative nicht zu reproduzieren, müssen wir sie kennen, als solche benennen und widerlegen können. Dabei sehen wir eine besondere Verantwortung bei Journalistinnen und Journalisten", sagt Marlene Ulrich, Leiterin des Projekts. "Wir haben festgestellt, dass Begriffe wie 'Falschinformationen' und 'Fake News' häufig unspezifisch verwendet werden, ohne die wichtigen Verbindungen zwischen Desinformation, Demokratie und Journalismus angemessen zu verdeutlichen."
"Um Falschinformationsnarrative nicht zu reproduzieren, müssen wir sie kennen, als solche benennen und widerlegen können. Dabei sehen wir eine besondere Verantwortung bei Journalistinnen und Journalisten."
Marlene Ulrich, Neue deutsche Medienmacher*innen e. V.
Falschinformationen faktenbasiert widerlegen
Das Projekt hat zehn gängige Falschinformationsnarrative über Migration in der Handreichung "Feindbild Migration – Falschinformationen, die unsere Einwanderungsgesellschaft bedrohen" kurz und verständlich zusammengefasst und jeweils mit Fakten widerlegt. Die herausgearbeiteten Narrative basieren auf einer umfassenden Analyse von Falschinformationsnarrativen auf TikTok, Instagram und Telegram im Zeitraum von Juni 2023 bis einschließlich März 2024. Die Nutzenden der Handreichung erfahren, was die Kernaussage und Argumente dieser Narrative sind. Zusätzlich finden sie zu jedem Narrativ Schlüsselwörter. Denn migrationsfeindliche Narrative greifen häufig auf wiederkehrende Formulierungen zurück und sind bei Kenntnis derer, schnell zu erkennen und als mögliche Falschinformation einzuordnen.
Damit Nutzende die Narrative aber nicht nur erkennen, sondern auch widerlegen können, bietet die Handreichung zu jedem Narrativ auch faktenbasierte Gegenargumente. Alle, die im Anschluss noch tiefer einsteigen wollen, können das mit Hilfe von weiterführenden Links und der Themenseite zur Handreichung. "Viele Nutzende berichten, dass ihnen besonders die prägnante Zusammenfassung der Narrative hilft. Außerdem geben die Gegenargumente ihnen ein wertvolles Instrument an die Hand, um wirksam gegen Falschinformationsnarrative vorzugehen", berichtet Marlene Ulrich über die Resonanz zur Handreichung.
Es ist wichtig, Falschinformationsnarrative zu kennen, sie als solche benennen und mit Fakten widerlegen zu können. So kann eine verlässliche und unabhängige Medienberichterstattung erfolgen, die das Vertrauen in einen faktenbasierten Journalismus stärkt, eine freie Meinungsbildung ermöglicht und Feindlichkeit entgegentritt.
Veröffentlicht im September 2024