Drei übereinanderliegende Kreise, im inneren steht "Wertschöpfungskette", im mittleren "Meso-Trends", im äußeren "Makro-Trends"

Fake News und mehr: Infografik zeigt, wie Desinformation funktioniert

Desinformation wird gezielt eingesetzt, um die Demokratie zu schwächen. Eine interaktive Infografik von Das NETTZ stellt dar, wer sie mit welchen Methoden verbreitet und welche Gegenmaßnahmen es gibt.

Pinselstrich

Von Fake News haben wohl alle schon einmal gehört. Solche Falschnachrichten, die zum Zwecke der Manipulation verbreitet werden, sind aber nur ein Teilgebiet dessen, was übergreifend als Desinformation bezeichnet werden kann. Die Vernetzungsstelle gegen Hate Speech Das NETTZ ist Teil des Kompetenznetzwerks im Themenfeld Hass im Netz und hat eine interaktive Infografik erstellt, die die Funktionsweise von Desinformation ebenso umfassend wie anschaulich darstellt.

Was ist Desinformation?

Unter Desinformation versteht Das NETTZ "nachweislich falsche oder irreführende Informationen […], die mit dem Ziel des wirtschaftlichen Gewinns oder der vorsätzlichen Täuschung der Öffentlichkeit konzipiert, vorgelegt und verbreitet werden und öffentlichen Schaden anrichten können". Neben den komplett erfundenen Fake News fallen darunter zum Beispiel auch "echte" Nachrichten, die in einen falschen Kontext gesetzt und so zur Irreführung verwendet werden. In der Infografik finden sich darüber hinaus zahlreiche weitere Formen der Desinformation.

Projekt

Das NETTZ

Die Infografik der Desinformationskampagnen

Die Infografik demonstriert die "Wertschöpfungskette" einer Desinformationskampagne vereinfacht in fünf Phasen: Initiieren, Produzieren, Platzieren, Verbreiten, Beeinflussung. Sie zeigt, wer in welcher Phase beteiligt sein kann und welche Möglichkeiten es jeweils gibt, dagegen vorzugehen. Zu allen Agierenden und Methoden gibt es eine kurze Erklärung.

Ausschnitt aus einer Infografik, Beschreibung in Volltextalternative
Wertschöpfungskette von Desinformation, Bild: Das NETTZ

Volltextalternative zur Grafik

 

Insgesamt werden jeweils über 20 mögliche Agierende und Vorgehensweisen vorgestellt, von Staaten über Medien bis zu Einzelpersonen, von langfristiger Planung über Marktforschung bis zum gegeneinander Aufhetzen entgegengesetzter Lager.

Zunutze machen sich diese Kampagnen dabei allgemeine und spezielle gesellschaftliche Trends, die ebenso beschrieben werden wie mögliche Lösungsansätze.

Ein Beispiel: Der Fall Künast

Um das Ganze anschaulich zu machen, gibt es drei Fallbeispiele. Einer der Fälle ist die Desinformationskampagne gegen Renate Künast. Hier wird beschrieben, wer in welcher Phase wie vorgeht.

Ausschnitt aus einer Infografik, Beschreibung siehe Volltextalternative
Der Fall Künast, Bild: Das NETTZ

Volltextalternative zur Grafik

 

  1. Initiieren: Im Fall Künast kam aus der rechtsextremen Szene der Anstoß für die Produktion falscher Tatsachenbehauptungen.
  2. Produzieren: Ein Blogger erstellte ein Bild von Renate Künast mit einem falschen Zitat.
  3. Platzieren: Er postete das Bild erst auf seinem eigenen Blog, später auf seiner Facebook-Seite.
  4. Verbreiten: Das Bild wurde rasch auf Facebook verbreitet und kommentiert, Renate Künast in diesen Kommentaren oft beschimpft und bedroht. Künast erstattete Anzeige, wodurch sich der Vorwurf, wenn auch entkräftet, weiterverbreitete.
  5. Beeinflussung: Letztendlich wurde die öffentliche Meinung über Künast und ihre Partei negativ beeinflusst, Vertrauen in Politiker und Politikerinnen gestört und das rechtsextreme Lager gestärkt. Wer sich nur flüchtig mit dem Zitat befasste, wurde von seinem Wahrheitsgehalt überzeugt; bei anderen kann sich ein Grundzweifel ebenso festgesetzt haben. Renate Künast konnte sich allerdings auch erfolgreich gerichtlich gegen den Blogger wehren und die Produktion und Verbreitung des Zitats erschweren.

Die Broschüre zu Desinformation

Ergänzend zur interaktiven Karte gibt es eine Broschüre. Hier finden sich neben den Inhalten der Karte detaillierte Erkenntnisse aus Experteninterviews zum Thema Desinformation aus sechs Perspektiven, zum Beispiel zur Rolle der Plattformen wie Facebook und Twitter. Abschließend hält sie Empfehlungen in drei Handlungsfeldern bereit: Informationsökologie verbessern, Regulierung stärken und Handeln koordinieren.

Das NETTZ

Das NETTZ stellt aber nicht nur Informationen bereit, um Desinformationskampagnen zu verstehen und gegen sie vorzugehen. Als Vernetzungsstelle gegen Hate Speech unterstützt sie Akteure und Akteurinnen der Zivilgesellschaft, die sich für digitale Zivilcourage und eine positive Diskussionskultur im Netz einsetzen, auf vielfältige Weise.

Auf der Website findet sich dazu eine stetig wachsende Übersicht von Initiativen, die sich gegen Hassrede im Netz engagieren, ebenso wie eine Sammlung von Publikationen zu verschiedenen Aspekten des Themas.


Veröffentlicht im Juli 2022

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