Empowerment in der Projektarbeit

"Endlich mal wieder eine Gelegenheit sich zu begegnen", so eröffnete Unterabteilungsleiter Thomas Heppener vom Bundesfamilienministerium den Fachaustausch "Empowerment – Menschen vernetzen. Handlungsmöglichkeiten erweitern. Macht gewinnen" und brachte das Gefühl vieler Anwesenden auf den Punkt. Nachdem in den letzten beiden Jahren Fachaustausche im Bundesprogramm nur digital stattfinden konnten, bot sich für Fachkräfte zahlreicher geförderter Organisationen und Projekte aus dem Handlungsfeld Vielfaltgestaltung wieder die Gelegenheit, vor Ort Einblick in ihre Projektarbeit zu geben und miteinander in den Austausch zu kommen.

Bei der Veranstaltung im Berliner Tagungswerk standen die Themen der Teilnehmenden im Fokus. Das Thema "Empowerment" des Fachaustauschs spiegelte sich auch im partizipativen Ansatz des offenen Barcamp-Formats der Veranstaltung wider, bei der die Teilnehmenden selbst entscheiden, wie und worüber sie in den Austausch gehen möchten.

Zugänge zu Empowerment

Bevor es in die Sessions ging, gab die Journalistin und Autorin Julia Wadhawan einen Impulsvortrag, in dem sie sich dem Begriff Empowerment aus einer persönlichen Perspektive annäherte. Für sie bedeute Empowerment, Handlungsmacht zu spüren. Was der Begriff für jede und jeden Einzelnen ausmache, müssten diese für sich selbst festlegen, sagte die Referierende.

Austausch zu Empowerment-Ansätzen

Empowerment ist kein scharf abgegrenzter Begriff: Die Methoden und Ansätze, die hierbei zum Einsatz kommen können, sind vielfältig. Auch die Projekte im Bundesprogramm verfolgen ganz unterschiedliche Ansätze. In insgesamt 15 Sessions hatten die Teilnehmenden Gelegenheit, hierzu in den Austausch zu kommen.

In der Session "Nice to meet Jew! Begegnung als Empowerment" gaben Mitwirkende des Modellprojekts "Meet a Jew" einen Einblick in ihre Arbeit. Das Projekt fördert Begegnungen zwischen jüdischen und nicht-jüdischen Personen in Schulklassen, Sportvereinen oder Jugendzentren. Die Session-Teilnehmenden kamen unter anderem darüber ins Gespräch, wie sich die im Projekt gewonnenen Erkenntnisse auf andere Bereiche übersetzen lassen und tauschten sich zu ihren jeweiligen praktischen Erfahrungen aus.

Empowerment für junge queere Menschen stand im Fokus einer weiteren Session. Hier wurde aus der Arbeit der Stiftung Akademie Waldschlösschen aufgezeigt, dass Empowerment auch bedeutet, Jugendliche in die Lage zu versetzen, Nein zu sagen und eigenmächtig entscheiden zu können.

Ein anderer Beitrag berichtete von einer persönlichen Empowerment-Erfahrung im Modellprojekt "iJuLa – Intersektionale JugendLabore im Veedel": Zwei Personen waren im Vorgängerprojekt von "iJuLa" noch selbst als Teilnehmende dabei und sind dann im Folgeprojekt zu Mitarbeitenden geworden. Auch das ist eine Form von Empowerment.

Diverses Verständnis von Empowerment

So vielfältig wie die in den verschiedenen Sessions diskutierten Ansätze, Arbeitsergebnisse und Erfahrungen waren, so unterschiedlich waren auch die Eindrücke am Ende der Veranstaltung, die in großer Runde geteilt wurden. Einige der Teilnehmenden hoben etwa hervor, dass Empowerment für sie stets zusammen mit Powersharing gedacht werden müsse. Insgesamt wurde auf der Veranstaltung deutlich, dass die Projektarbeit mit Empowerment-Ansätzen eine voraussetzungsvolle Aufgabe ist und dass dieser Arbeit im Bundesprogramm hier ganz unterschiedliche Verständnisse zugrunde liegen.

Veröffentlicht im Oktober 2022