Ausschnitt aus dem Titelbild der Broschüre "Erfahrungen & Visionen Schwarzer politischer Bildungsarbeit"

Empowerment durch Schwarze Geschichte und Biografiearbeit

Im Bundesprogramm und darüber hinaus werden vielfältige Angebote bereitgestellt, um das Empowerment der Schwarzen Community beim Kampf gegen Rassismus zu unterstützen.

Pinselstrich

Das Kompetenznetzwerk im Themenfeld Rassismus gegen Schwarze Menschen arbeitet als Bildungs- und Beratungseinrichtung mit den Zielen, auf Rassismus in Deutschland aufmerksam zu machen, über ihn aufzuklären und ihm entgegenzuwirken. Ein wichtiger Teil dieser Arbeit ist das Empowerment der Schwarzen Community. Dies ist eine der Hauptaufgaben des Vereins Each One Teach One (EOTO), einer der drei Netzwerkträger, der auch als Koordinierungsstelle fungiert.

Empowerment

Empowerment heißt auf Deutsch in etwa "Selbst-Bemächtigung" oder "Selbst-Befähigung", wie die Vielfalt.Mediathek erklärt. Mitglieder einer strukturell benachteiligten Gruppe, in diesem Fall der Schwarzen Community in Deutschland, sollen "aus sich selbst heraus Stärken und Ressourcen entdecken und für ihre eigenen Rechte kämpfen". Zwar kann man sich nur selbst empowern, von außen kann es dabei aber Unterstützung geben, indem zum Beispiel geschützte Räume zur Verfügung gestellt werden, in denen sich Menschen mit ähnlichen Erfahrungen austauschen. Empowerment dient auch der Prävention von Rassismus gegen Schwarze Menschen, denn es befähigt Mitglieder der Schwarzen Community, ihre Stimmen, Erfahrungen und Forderungen in alle gesellschaftlichen Bereiche einzubringen.

"Empowerment-Räume sind auch immer Lernräume."

Shavu Nsenga, Konfliktmediatorin, Beraterin, Referentin für politische Bildung, in der Broschüre "Erfahrungen & Visionen Schwarzer politischer Bildungsarbeit"

EOTO unterstützte Empowerment unter anderem mit der Fortbildungsreihe Black Empowerment Academy, die bis zum Dezember 2022 durchgeführt wurde. Sie schuf gezielt Räume für Bildungsarbeit von Schwarzen Menschen für Schwarze Menschen. Dort können zum Beispiel Diskriminierungserfahrungen angemessener thematisiert werden als in Räumen, die allen offenstehen. Zu den Zielgruppen der Workshops gehörten Personen, die als Multiplikatoren und Multiplikatorinnen in der Community Verantwortung übernehmen. Ein Bestandteil des Programms war die Auseinandersetzung mit Schwarzer Geschichte weltweit. Die Broschüre "Erfahrungen & Visionen Schwarzer politischer Bildungsarbeit" gibt einen Einblick in die Arbeit der Black Empowerment Academy.

Biografiearbeit als Empowermentmethode

In einem der Beiträge der Broschüre befasst sich Roy Adomako, Mitgründer von EOTO, mit "Biografiearbeit und -rekonstruktion als Empowermentmethode in der politischen Bildungsarbeit". Durch sie wird die Verbindung von persönlicher Geschichte mit der gesellschaftlichen Ebene sichtbar. Dabei geht er auf seinen Großvater Ludwig M'bebe Mpessa ein, der 1892 in der damaligen deutschen Kolonie Kamerun geboren wurde, unter dem Namen Louis Brody Karriere als Filmschauspieler in der Weimarer Republik machte und in mehreren Organisationen für die Gleichberechtigung Schwarzer Menschen eintrat.

"Diese Zeitzeugnisse erlauben einen Blick ohne Stigma auf Schwarze Menschen in Deutschland."

Roy Adomako, Mitgründer von EOTO, in der Broschüre "Erfahrungen & Visionen Schwarzer politischer Bildungsarbeit"

Mehr über Roy Adomako und Ludwig M'bebe Mpessa lässt sich in der Ausstellung "Auf den Spuren der Familie Diek" des Museums Schöneberg erfahren. Sie widmet sich bis zum 1. Oktober 2023 den Geschichten Schwarzer Menschen im Berliner Bezirk Tempelhof-Schöneberg, im Mittelpunkt steht dabei die Familie Diek: Roy Adomakos Urgroßvater Mandenga Diek kam 1891 aus Kamerun zur Ausbildung nach Deutschland, wurde als erster Afrikaner deutscher Staatsbürger und heiratete die Danzigerin Emilie Wiedelinski. Die Ausstellung schildert das Leben der Familie über fünf Generationen, ihren Alltag und ihren Widerstand gegen Rassismus.

Die von der Familie Diek schon früh praktizierte Form des Empowerment beeinflusst nicht nur Roy Adomako in seinem Engagement, auch seine Schwester Abenaa Agyeiwaa Adomako setzt als Gründungsmitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland die Arbeit ihrer Vorfahren fort.

Black History Month und UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft

Jedes Jahr im Februar trägt auch der Black History Month zum Empowerment bei. Mit ihm wird an bedeutende Personen und Ereignisse der afrikanischen Diaspora erinnert, er ist ein wichtiger Anlass, Schwarze Geschichte sichtbar zu machen. 2023 bot EOTO dazu unter dem Titel Black Our Story Month zahlreiche Veranstaltungen an, darunter die Ausstellung "'Black Berlin'. Schwarzer Aktivismus 1960–1980", einen "Decolonial City Walk" im Afrikanischen Viertel Berlins und den Workshop "Schwarze Deutsche. Bewegung und Geschichte".

Dem Empowerment von der und für die Community Schwarzer, afrikanischer und afrodiasporischer Menschen widmet sich in Deutschland auch die Koordinierungsstelle zur Umsetzung der UN-Dekade für Menschen afrikanischer Herkunft. Sie bündelt die themenbezogenen Aktivitäten der Bundesregierung, der Länder und weiterer Akteurinnen und Akteure aus Zivilgesellschaft und Wissenschaft und entwickelt sie weiter. Die Koordinierungsstelle umfasst einen Beirat und eine Geschäftsstelle, die beim Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben angesiedelt ist.


Veröffentlicht im Juni 2023

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