Zwei Frauen schauen sich etwas an

Digitale Gewalt: Beratung für Engagierte

Die Initiative HateAid berät Engagierte, die digitale Gewalt erleben.

Pinselstrich

Digitale Gewalt gehört für viele Engagierte zum Alltag. Mehr als 70 % der Partnerschaften für Demokratie berichten von regelmäßigen Anfeindungen im Netz. Die Beratungsstelle HateAid hat in einem Pilotprojekt untersucht, welcher Art digitaler Gewalt Engagierte in den Partnerschaften konkret ausgesetzt sind, wie sie diese empfinden und welche Gegenmaßnahmen sie ergreifen. In der Broschüre "Digitale Gewalt im kommunalen Engagement - ein Best-Practice-Ansatz für die Beratung" stellt sie darauf aufbauend ein umfassendes Beratungskonzept vor.

Formen digitaler Gewalt

Befragt wurden Mitwirkende der Partnerschaften für Demokratie. Laut ihnen gehen viele Angriffe von lokalen rechtspopulistischen und rechtsextremen Täterinnen und Tätern aus. Sie fänden zu einem großen Teil in sozialen Netzwerken und insbesondere bei Facebook statt.

Demokratiefeindliche Attacken richteten sich zwar vor allem gegen die Partnerschaften für Demokratie als Teil des Bundesprogramms "Demokratie leben!". Die Vermischung von privater und beruflicher Rolle der Engagierten führe aber dazu, dass diese auch persönlich durch Beschimpfungen, Beleidigungen und gezielt verbreitete Unwahrheiten angegriffen werden. Da die Arbeit der Partnerschaften zu einem großen Teil vor Ort stattfindet, bestehe zudem die ständige Gefahr, dass digitale in analoge Gewalt übergeht, die außerhalb des Internets ausgeübt wird.

Unterstützung ist nötig

Allerdings ist den Betroffenen trotz körperlicher und psychischer Auswirkungen oft nicht bewusst, dass die erlittenen Beschimpfungen und Beleidigungen bereits Gewalt darstellen und straf- oder zivilrechtlich verfolgt werden können. Stattdessen ziehen viele sich aus der digitalen politischen Debatte zurück.

Gründe für den Rückzug gebe es mehrere: Es fehlt eine konkrete Strategie mit digitaler Gewalt umzugehen, es stehen kaum Ressourcen für das Community-Management zur Verfügung (in diesem Fall also das Löschen von Hasskommentaren), oder es ist unklar, welche Reaktion angemessen ist.

Darüber hinaus hätten viele Engagierte geringe Hoffnungen, auf dem Rechtsweg etwas zu erreichen und sich dabei nicht noch weiter zu exponieren, vor allem auch privat. Hinzu kämen Befürchtungen, was die finanzielle Seite rechtlicher Schritte anbelangt. Bei analogen Beratungsstellen herrsche Unklarheit, wie und wie dringlich gegen digitale Beleidigungen vorgegangen werden soll.

Das Beratungskonzept

Um Betroffenen von digitaler Gewalt zu helfen, hat HateAid ein Beratungskonzept entwickelt, das folgende Elemente umfasst:

  • Zwei Internetseiten sollen sowohl persönlich Betroffene als auch Projektträger für die Grenzen der Meinungsfreiheit sensibilisieren.
  • Mit digitalem Monitoring sollen Fälle von digitaler Gewalt ausfindig gemacht werden. So können Betroffene gezielt kontaktiert und beraten werden.
  • In Kooperation mit VBRG e. V., BMB e. V. und Jugendschutz.net soll ein Beratungsnetz aufgebaut werden, damit die Betroffenen sich in der Vielzahl der Beratungsangebote zurechtfinden.
  • Eine "Erste Hilfe"-Broschüre soll Betroffene über Sofortmaßnahmen und Beratungsangebote bei digitaler und analoger Gewalt informieren.
  • Dies soll ergänzt werden durch finanzielle und emotionale Unterstützung auf dem Rechtsweg, Beratungen zur digitalen Sicherheit, emotionale Stabilisierung bei akuten Bedrohungen und Vermittlung von Gegenrede-Techniken.

Im gerade gestarteten Anschlussprojekt "Digitale Gewalt: Aufsuchende und ganzheitliche Beratung von kommunal Engagierten im Bundesprogramm 'Demokratie leben!'" wird das Beratungskonzept 2021 erprobt und weiterentwickelt.

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