Dreizehn Arme zeigen kreisförmig mit den Händen zu einem Mittelpunkt

Die Integrationskraft des Sports nutzen, Diskriminierung entgegenwirken

Diskriminierung hat im Sport keinen Platz, das machen auch Projekte von "Demokratie leben!" deutlich, die sich für Vielfalt und Akzeptanz in diesem Bereich einsetzen.

Pinselstrich

Fast ein Drittel der Einwohner und Einwohnerinnen Deutschlands treibt organisiert Sport: Anfang 2020 gab es über 27 Millionen Aktive in mehr als 88.000 Vereinen. Einerseits zeigen sich dadurch auch hier gesellschaftliche Problemlagen. Andererseits liegt in der gesellschaftlichen Reichweite des Sports ein großes Potential für die Demokratiebildung.

Anknüpfend an Einstellungen wie Fairplay und Teamgeist können den Sporttreibenden von klein auf auch allgemeine demokratische Werte wie Respekt, Verantwortung und Toleranz vermittelt werden. Nicht zuletzt, da sich die gesellschaftliche Vielfalt schon aufgrund der schieren Menge der Sporttreibenden auf dem Fußballplatz oder im Turnverein zeigt. Die Akzeptanz von Vielfalt trotz des Wettkampfcharakters und des Leistungsgedankens des Sports als Grundwert der Gesellschaft zu vermitteln, ist Herausforderung und Chance zugleich.

 "Demokratie leben!" unterstützt daher Modellprojekte und Partnerschaften für Demokratie, welche die Integrationskraft des Sports nutzen und Diskriminierung entgegenwirken wollen.

"Gemeinsam STARK": Vielfaltsgedanken stärken

Das Projekt "Gemeinsam STARK" vom Landessportbund Sachsen-Anhalt setzt sich beispielsweise dafür ein, Homosexualität im Sport zu enttabuisieren. In der Studie "Outsport – Sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität und Sport" von 2019 gaben 96 Prozent der befragten LGBTI*-Personen aus Deutschland zu Protokoll, dass es im Sport ein Problem mit Homophobie gebe, 95 Prozent, mit Transphobie. "Gemeinsam STARK" möchte homosexuellen- und trans*feindlichen sowie sexistischen Tendenzen im Sport entgegenwirken und den Vielfaltsgedanken stärken.

Drei stilisierte Menschen in Regenbogenfarben, darunter der Schriftzug: Gemeinsam STARK

Dazu zertifiziert es Beratungsteams, die landesweit Sportverbände und Vereine für sexuelle Diskriminierung sensibilisieren. Die Unterstützung reicht dabei von Weiterbildungsangeboten über Hilfe bei der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit und der Anpassung von Vereinssatzungen bis zu individueller Beratung.

"Zusammen1": Antisemitismus begegnen

Mit dem Projekt  "Zusammen1" will Makkabi Deutschland den organisierten Sport nachhaltig gegen Antisemitismus stärken. Im Mittelpunkt der Aktivitäten steht dabei der Fußball. Gemeinsam mit Fußballvereinen und -verbänden sollen allgemeingültige Standards erarbeitet werden, um effektiv gegen Antisemitismus vorgehen zu können.

Die Grundlage des Engagements bildet die empirische Sozialforschung, zum Beispiel eine im Rahmen des Projekts durchgeführte quantitative Studie "Zwischen Akzeptanz und Anfeindung. Antisemitismuserfahrungen jüdischer Sportvereine". Dabei handelt es sich um die erste umfassende und repräsentative Abbildung der Perspektive derer, die von Antisemitismus betroffen sind.

Logo: Zusammen1

Darauf bauen pädagogische Maßnahmen auf, die die Schwerpunkte Antisemitismusprävention, politische Bildung und jüdisches (Sport-)Leben setzen. Das Wissen wird einerseits als Online-Angebot und durch individuelle Beratung für Vereine und Organisationen vermittelt. Andererseits wird es in Kombination mit Fußballtraining weitergegeben, also genau dort, wo Antisemitismus vorgebeugt werden soll.

Zu langfristigen Veränderungen sollen schließlich Netzwerkarbeit und strukturelle Anpassungen führen: Angestrebt ist eine Allianz gegen Diskriminierung im Sport, die den Aufbau einer niedrigschwelligen Meldekette ermöglicht, verbunden mit einer systematischen Dokumentation der antisemitischen Vorfälle.

Partnerschaft für Demokratie und HSG Hanau: Demokratie fördern

Aber nicht nur Modellprojekte können die Integrationskraft des Sports nutzen, auch Partnerschaften für Demokratie engagieren sich für Vielfalt und gegen Diskriminierung im Sport. So kooperiert die Partnerschaft der Stadt Hanau mit dem Handballverein HSG Hanau im Projekt "Vorsicht Vorurteile – Demokratieförderung im Sport". Ziel der vom Verein unter dem Eindruck des Anschlags von Hanau initiierten Zusammenarbeit ist es, über Alltagsrassismus aufzuklären und dabei vor allem Kinder und Jugendliche zu erreichen.

Bundesweit sichtbar wird die Zusammenarbeit ab der Saison 2021/22 durch das "Demokratie leben!"-Logo auf den Trikots der HSG, den Platz dafür stellt der Verein zur Verfügung. Dazu gesellen sich Banner mit dem Logo, die bei den Spielen präsentiert werden.

Das Engagement geht allerdings darüber hinaus: Gemeinsam mit dem AWO Stadtverband Hanau e. V., bei dem die Koordinierungs- und Fachstelle der Partnerschaft für Demokratie Hanau angesiedelt ist, entwickelte die HSG Hanau ein Konzept, um demokratische Werte langfristig zu vermitteln.

Den Anfang machen Workshops zum Thema Demokratie und Alltagsrassismus in Zusammenarbeit mit dem Business-Coach und Ex-Fußballprofi Mounir Zitouni, die sich zunächst an alle Verantwortlichen im Verein wenden und anschließend an den 12- bis 15-jährigen Nachwuchs. In Kooperation mit Makista e. V. wird hier auch ein besonderer Fokus auf die Rechte von Kindern und Jugendlichen gelegt. Die Durchführung der Workshops im Sport-Kontext soll zu einer größeren Akzeptanz der demokratischen Werte bei ihnen führen.

Zudem erhofft sich der Verein, dass die Präsenz des "Demokratie leben!"-Logos auf Trikots und Bannern bei den Spielen zu Gesprächen über das Thema Alltagsrassismus führt. So sollen auch andere Vereine in Hanau und bundesweit dazu animiert werden, sich zu engagieren.

Um das Engagement langfristig zu verankern, hat die HSG Hanau zudem den Posten eines Demokratiebeauftragten geschaffen. Diesen übernimmt der Spieler Jannik Ruppert, der neben seiner sportlichen Laufbahn Soziale Arbeit studiert. Damit soll sichergestellt werden, dass auch in den nächsten Jahren weitere Projekte entstehen.

Die Beispiele zeigen, dass der Sport einen großen Beitrag zur Stärkung der Demokratie leisten kann, wenn sich Sportvereine ihrer gesellschaftlichen Verantwortung bewusst sind und ihre Integrationskraft nutzen.

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