Eine Gruppe Jugendlicher öffnet einen Spind.

Ausstellung "Exit Racism": Antimuslimischer Rassismus verständlich erklärt

Die interaktive Ausstellung "Exit Racism" klärt niedrigschwellig über antimuslimischen Rassismus auf und ermöglicht so einen leichten Zugang zu muslimischen Lebensrealitäten in Deutschland.

Pinselstrich

Muslimfeindlichkeit sei in weiten Teilen der deutschen Gesellschaft verbreitet, heißt es in dem kürzlich veröffentlichten Bericht "Muslimfeindlichkeit – Eine deutsche Bilanz" des Unabhängigen Expertenkreis Muslimfeindlichkeit. Als Gründe dafür werden unter anderem Fehlinformationen, pauschale Ängste, aber auch strukturelle Benachteiligungen genannt, die zu einer Spaltung der Gesellschaft in ein "Wir" und "die Anderen" führen.

Auch für die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend in Deutschland (aej) wird in der eigenen Arbeit mit muslimischen Jugendlichen deutlich, wie groß das Ausmaß von antimuslimischem Rassismus in Deutschland ist. Im Rahmen des Kompetenznetznetzwerks im Themenfeld Islam- und Muslimfeindlichkeit hat sie deshalb die Wanderausstellung "Exit Racism" entwickelt, die junge Menschen ab 14 Jahren niedrigschwellig aufklärt. Sie führt auf sensible Weise an das Thema heran, ermöglicht einen differenzierten Blick auf muslimisches Leben in Deutschland und verdeutlicht strukturellen und alltäglichen (antimuslimischen) Rassismus. Charlotte Riedel von der aej berichtet: "Wir wollten etwas schaffen, das sowohl interaktiv in Gruppen als auch in der Einzelarbeit nutzbar ist, Raum zur Selbstreflexion bietet, aber gleichzeitig nicht mit Fakten überflutet".

Muslimische Lebensrealitäten in Deutschland

Erzählt werden wahre Begebenheiten von in Deutschland lebenden Musliminnen und Muslimen, von Ärztinnen, Sportlern, Imamen und den Mitgliedern einer Moschee-Gemeinde. Die Ausstellung vermittelt so einen Einblick in die unterschiedlichen Bereiche ihres Alltags und ihrer Diskriminierungserfahrungen, wie zum Beispiel bei der Wohnungssuche.

Die Besuchenden können die ganze Ausstellung erkunden, Schränke und Schubläden öffnen und Erfahrungsberichte auf Bildschirmen verfolgen. So bietet die Ausstellung ihnen Raum, interaktiv zu lernen und zu reflektieren. Beispielsweise gibt es eine Station, die auf Rassismus in Schule und Beruf eingeht. Hier liegen zwei Diktate aus, die für diskriminierungsbehaftete Leistungsbeurteilung sensibilisieren. Sie veranschaulichen, dass Schülerinnen und Schüler mit einem Namen, der als nicht Deutsch gelesen wird, von angehenden Lehrkräften schlechter bewertet werden – bei gleicher Leistung. Die Station zeigt auch visuell anhand von Tischtennisbällen, wie viel öfter sich "Meryem Öztürk" im Vergleich zu "Sandra Bauer" für denselben Job bei gleicher Qualifikation bewerben muss – genau 4,5-mal öfter, wenn sie ein Kopftuch trägt.

Ausgebildete Peers begleiten die Besuchenden durch die Ausstellung, um den Zugang zu den Inhalten und Themen zu erleichtern und gleichzeitig einen Austausch auf Augenhöhe zu ermöglichen. "Oft entstehen im Anschluss an Führungen noch Gespräche über die Notwendigkeit von antirassistischem Engagement, erlebte Erfolge, aber auch Frustration", sagt Charlotte Riedel.

Die Ausstellung wurde von der aej in Zusammenarbeit mit den Kooperationspartnern der Muslimischen Jugend Deutschland, dem Muslimischen Jugendwerk und der Koptischen Jugend entwickelt. Sie war bereits auf verschiedenen Großveranstaltungen der Kinder- und Jugendarbeit zu finden – wie zum Beispiel auf dem Christival 2022 in Erfurt oder auf dem Evangelischen Kirchentag 2023 in Nürnberg – und kann darüber hinaus kostenfrei ausgeliehen werden. Das Feedback der Durchführenden und Besuchenden ist durchweg positiv. Besonders hervorgehoben wird der niedrigschwellige Zugang für Menschen mit wenig bis keinem Vorwissen über muslimische Lebensrealitäten in Deutschland. "Das merken wir auch daran, dass wir die Nachfrage kaum erfüllen können – wir sind bis Ende des Jahres ausgebucht", sagt Charlotte Riedel.  

Anfragen für das kommende Jahr können direkt an fv@aej-online.de gerichtet werden. Als Nächstes wird die Wanderausstellung in Berlin-Mitte für bereits angemeldete Personen zugänglich sein. Danach ist sie in Pforzheim für die breite Öffentlichkeit ausgestellt.


Veröffentlicht im Juli 2023