Ausstellungsraum in Minden mit der Dauerausstellung "Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma Europas"

Antiziganismus im ländlichen Raum – gestern und heute

Antiziganismus wird oftmals unterschätzt, noch immer ist die Diskriminierung und Ausgrenzung von Sintizze und Sinti, Romnja und Roma in allen Regionen Deutschlands verbreitet – eine Handreichung thematisiert dies und klärt auf.

Pinselstrich

Das Leben von Sintizze und Sinti, Romnja und Roma ist oftmals von Diskriminierung und Ausgrenzung geprägt – Vorurteile und Stereotype sind alltäglich und allgegenwärtig. Antiziganismus ist eine Form von Rassismus, um "Antiziganismus entgegenzutreten, muss man ihn erkennen und benennen", schreibt Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma in der Handreichung "Antiziganismus in ländlichen Gegenden – gestern und heute!". Diese wird vom Projekt "Mer Ketne – Wir zusammen!" aus Minden herausgegeben, um aufzuklären und für das Thema zu sensibilisieren. Gleichzeitig geht es um die Förderung eines fundierten Verständnisses für die Geschichte und Lebensrealitäten von Sintizze und Sinti, Romnja und Roma.

Handreichung für die Erinnerung

Die Handreichung ist zudem eine Erinnerung an die Opfer aus den Sinti- und Roma-Familien aus Minden, die in der NS-Zeit nach Auschwitz deportiert und ermordet wurden. "In der Bundesrepublik Deutschland sind bis heute rund 100 Gedenkorte für die von den Nationalsozialisten verfolgten und ermordeten Sinti und Roma entstanden", sagt Carmen Marschall-Strauss aus dem Projektteam. "In vielen ländlichen Regionen wurde die Verfolgung und Ermordung von Sinti und Roma während des Nationalsozialismus und in anderen historischen Epochen nicht ausreichend dokumentiert oder anerkannt. Dies führt dazu, dass es oft keine umfassende Kenntnis oder Anerkennung der lokalen Geschichte in Bezug auf Sinti und Roma gibt. Es gibt eine Tendenz zur Verdrängung unangenehmer Kapitel der Geschichte."

Und Carmen Marshall-Strauss führt weiter aus: "In ländlichen Gemeinschaften wird das Leid von Sinti und Roma während des Holocaust häufig nicht thematisiert. Gerade hier in Minden fehlt es am politischen Willen oder Unterstützung für die Schaffung von Gedenkorten für Sinti und Roma."

Ein Kapitel in der Publikation geht daher auf die Frage ein: Wie zeigt sich Antiziganismus in Minden? Denn Diskriminierung und Rassismus machen auch vor der ländlichen Region zwischen Hannover und Osnabrück in Nordrhein-Westfalen nicht halt. Dem Team von "Mer Ketne" waren bei der Erstellung daher mehrere Punkte wichtig:

  • Historischer Kontext von Antiziganismus

  • Aufarbeitung der Geschichte von Verfolgung und Diskriminierung

  • Positive Redebeiträge und Erfolgsgeschichten der Projektarbeit

  • Pädagogische Arbeit gegen Antiziganismus

Antiziganismus in Minden heute

Das Projektteam beobachtet, dass Schmierereien von Hakenkreuzen auf Grabsteinen und Hauswänden deutlich zugenommen haben. Um dagegen vorzugehen, informieren und sensibilisieren sie, auch um Vorurteile abzubauen. "Antiziganismus spielt eine bedeutende und oft unterschätzte Rolle in der gesellschaftlichen Wahrnehmung. Diese spezielle Form des Rassismus ist tief in vielen Gesellschaften verankert und wirkt sich auf verschiedene Ebenen des sozialen Lebens aus", sagt Carmen Marschall-Strauss.

So werden Sintizze und Sinti, Romnja und Roma in den Medien – in Text und auch Bild – oft negativ dargestellt, wodurch sich Vorurteile und Mutmaßungen nur weiter verstärken. "In einigen politischen Diskursen werden Sinti und Roma als Sündenböcke für soziale Probleme verwendet, was die gesellschaftliche Akzeptanz von antiziganistischen Einstellungen erhöht", führt Carmen Marschall-Strauss weiter aus.

Mit der Dauerausstellung "Der nationalsozialistische Völkermord an den Sinti und Roma Europas" des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma in Heidelberg klärt das Projekt über Antiziganismus in Minden auf, informiert Schülerinnen und Schüler zum Thema und gibt Workshops mit unterschiedlichen Schwerpunkten, beispielsweise in der historisch-politischen Bildungsarbeit. "Denn den Kampf gegen Antiziganismus und jede Form von Rassismus weiterführen, damit unsere Kinder und Enkelkinder in einer Welt ohne Diskriminierungen und Hass aufwachsen", so Carmen Marschall-Strauss, sei ein Ziel von "Mer Ketne – Wir zusammen!".


Veröffentlicht im Juli 2024

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Das Team von "Mer Ketne – Wir zusammen!" setzt sich gegen Antiziganismus in und um Minden ein.

PDF-Datei zur Handreichung: ”Antiziganismus in ländlichen Gegenden – gestern und heute!"

Titel der Handreichung "Antiziganismus in ländlichen Gegenden – gestern und heute!"